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Kompaktlexikon der Biologie: Tunicata

Tunicata, Urochordata, Manteltiere, marine, sackartige, sessile oder pelagisch lebende, mikrophage Nahrungsstrudler. Zu den T. gehören die sessilen Seescheiden (Ascidiacea) mit 2000 Arten, die pelagischen Salpen (Thaliacea) mit 50 Arten und die pelagischen Appendicularia mit 70 Arten. Außer bei den Appendicularia ist der Schwanz mit Chorda dorsalis und Neuralrohr bei den Adulten abgebaut bzw. reduziert. Der Mund (Ingestionsöffnung) führt in den Kiemendarm, der sehr gut entwickelt sein kann, mit vielen hundert cilienbesetzten Kiemenbögen. Die Cilien erzeugen einen Wasserstrom, der Sauerstoff und Nahrung (Geschwebe) bringt; der Kiemendarmboden bildet in einer Falte (Endostyl, Hypobranchialrinne) Schleim, der durch Wimpernschlag im Kiemendarm verteilt wird und Nahrung festhält; Schleim und Nahrung sammeln sich gegenüber (Epibranchialrinne, Dorsalorgan) und werden von dort dem verdauenden Darmteil zugeführt; das Wasser fließt in einen Peribranchialraum, der den Kiemendarm umgibt und in den auch der Enddarm und oft die Gonaden münden; die Abgabe erfolgt nach außen durch eine Egestionsöffnung. Blutbahnen sind besonders in der Kiemendarmwand (Gasaustausch) entwickelt, antreibendes Organ für das Blut ist ein schlauchförmiges, ventrales Herz im Restcoelom (Perikard); die Blutstromrichtung ist umkehrbar. Der Körper wird von einem gallertigen Mantel bekleidet, in den mesodermale Zellen einwandern, sodass er bindegewebigen Charakter gewinnt; seine Epidermis scheidet eine mehr oder weniger mächtige (celluloseartige) Cuticula ab, die den Namen gebenden Mantel (Tunica) bildet. Manteltiere sind fast ausnahmslos Zwitter; auch ungeschlechtliche Fortpflanzung ist möglich, die oft zur Bildung von Kolonien führt (Synascidien; Feuerwalzen, Pyrosomida), nur die Arten der Appendicularia pflanzen sich ausschließlich sexuell fort. Ein Generationswechsel (Metagenese) kommt vor und ist oft mit der Ausbildung verschiedener Morphen derselben Art verbunden. Die Larven der Manteltiere sind typische Schwanzlarven mit muskulösem Ruderschwanz, die frei im Plankton schwimmen, sich dann festsetzen und eine Metamorphose zum sessilen Tier durchmachen.

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Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
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Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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