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Kompaktlexikon der Biologie: Urpferd

Urpferd, Urpferdchen, Hyracotherium, Eohippus, die Stammform der Pferde. Die U. sahen nicht wie rezente Pferde aus, sondern waren fuchs- bis rehgroße, laubfressende Waldtiere, die eher an hornlose Duckerantilopen oder Zwerghirsche erinnern. Von Hyracotherium nahm die Entwicklung vom Waldtier zum schnell laufenden Steppentier ihren Ausgang, in deren Verlauf ( vgl. Abb. ) sich der mehrstrahlige Fuß durch Betonung der Mittelzehe und Reduktion der anderen Zehen allmählich zum Einhuf wandelte. Zudem wurden mit dem Übergehen von Laub- zu Grasnahrung die ursprünglich niedrigen, vierhöckerigen Backenzähne hochkronig und die Kaufläche wurde durch Verdichtung der Schmelzfalten widerstandsfähiger. Die Stammesgeschichte der Pferde spielte sich hauptsächlich in Nordamerika ab. Von dort aus gelangten mehrmals Pferde in die Alte Welt. Bereits in der zweiten Hälfte des Paleozäns (Tertiär) wanderten kleinwüchsige Urpferdchen, Abkömmlinge von Hyracotherium (Eohippus), über die Nordatlantik-Landbrücke nach Eurasien ein; sie starben dort Ende des Eozäns wieder aus. (Aus dem Oligozän findet man keine Pferde in der Alten Welt.). Weitere Entwicklungsschritte in der Stammesgeschichte der Pferde in Nordamerika gingen über Mesohippus (Oligozän), Merychippus (Miozän), Pliohippus (Pliozän), dem ältesten Einhufer unter den Pferden zu Equus (Quartär, Equidae). Die Gatt. Equus erreichte erst kurz vor Beginn des Pleistozäns (vor etwa drei Mio. Jahren) aus Nordamerika über die Bering-Landbrücke Asien und Europa. Während diese Gatt. in Amerika im Postglazial ausstarb, überlebte sie in der Alten Welt. Dort gewann der Mensch aus dem Wildpferd das Hauspferd, das die Europäer nach der Entdeckung Amerikas in die Neue Welt brachten, wo es zum Teil wieder verwilderte (Mustangs).



Urpferd: Die Entwicklung der Pferdeartigen. Alle Umbildungen im Verlauf ihrer Evolution stehen im Zusammenhang mit dem Übergang vom Wald- zum Steppentier. Unter Rückbildung der Zehen I, II, IV und V entstand im Verlauf von etwa 55 Mio. Jahren aus der ursprünglich fünfzehigen Extremität eine einzehige. Weitere Entwicklungen in diesem Zusammenhang betreffen die Größenzunahme des Körpers und des Schädels. Auch die Kauflächen der Backenzähne änderten sich in Anpassung an das sich verändernde Nahrungsangebot

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Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
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Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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