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Kompaktlexikon der Biologie: Xenotransplantation

Xenotransplantation, die Übertragung von Tierorganen auf den Menschen. X. wird seit einer Reihe von Jahren als künftige Ergänzung oder unter Umständen auch Alternative zur allogenen Transplantation, also der Übertragung menschlicher Organe von einem Menschen auf einen anderen, diskutiert. Als geeignete Tiere für die Organspende werden zurzeit vor allem Schweine, insbesondere gentechnisch veränderte Schweine angesehen, da ihre Physiologie derjenigen des Menschen am nächsten kommt. Grundlegende zu lösende Probleme der X. sind die Überwindung der Abstoßungsreaktionen, die Gewährleistung der physiologischen Funktion und die Beherrchung von Infektionsrisiken. Als das größte zu lösende Problem wird zurzeit die Abstoßungsreaktion angesehen, die bei der Übertragung von tierischen Organen zum einen heftiger ist, als bei der allogenen Transplantation und sich zum anderen auch von den Abstoßungsreaktionen bei der herkömmlichen Transplantation unterscheidet. Zunehmende Bedeutung gewinnt auch das Problem des Infektionsrisikos, da bei X. unbekannte Viren auf den Menschen übertragen werden können, die unter Umständen nicht nur den Empfänger betreffen bzw. schädigen können, sondern über noch nicht bekannte Infektionsrisiken auch sein gesamtes Umfeld. Aus diesem Grund wird auch gefordert, dass es für die X., sollte sie sich als echte Alternative erweisen, spezielle und detaillierte rechtliche Regelungen geben muss. In der ethischen Diskussion gibt es im Wesentlichen zwei Schwerpunkte, zum einen die Abwägung der moralischen Rechte und Interessen des Menschen und zum anderen die Abwägung zwischen tierlichen Rechten und Interessen und denjenigen des Menschen. Bei ersterem Punkt geht es vor allem um die Milderung des Mangels an geeigneten menschlichen Organen zur Transplantation, um das zurzeit noch nicht beherrschte Infektionsrisiko und darum, dass X. zurzeit noch ein Humanexperiment ist, das einer ethischen Rechtfertigung bedarf, aber auch um medizinische und soziale Alternativen zur X. Die Interessenabwägung zwischen Menschen und Tieren betreffend, ist erkennbar, dass die Interessen von Tieren, wie in anderen Bereich auch (Tierschutz, Tierversuche), zumindest gefährdet sind. Letztlich geht es um die Beantwortung der Frage, ob für die Minderung menschlichen Leids Leiden und Tod von Tieren in Kauf genommen werden können.

Literatur: Dahl, E.: Xenotransplantation. Tiere als Organspender für Menschen?, Stuttgart 2000.

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  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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