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Kompaktlexikon der Biologie: Bryozoa

Bryozoa, Ectoprocta, Moostierchen, Gruppe der Tentaculata mit etwa 4500 rezenten, sessilen und in Kolonien lebenden Arten unter 1 mm Größe. Die meisten Arten sind marin, nur die Phylactolaemata leben im Süß- und Brackwasser. Die Einzelindividuen (Zooide) bilden jedes für sich ein Gehäuse aus Chitin (Zooecium), z.T. mit Kalk. Die Kolonien, die bis über 1 m groß werden können, bilden einen dichten Überzug auf festen Substraten, die Kolonien mancher Arten wachsen auch korallenähnlich in die Höhe. Der Körper zeigt äußerlich zwei Abschnitte: Einen vorderen Körperteil, der aus dem Gehäuse herausgestreckt werden kann (Polypid) und einen hinteren Körperteil (Cystid), der der Fortpflanzung dient. Auffallendste Struktur der B. ist der Lophophor, eine Tentakelkrone, die dem Einstrudeln von Nahrungspartikeln dient. Die Kolonien besitzen kein gemeinsames Darmsystem, sondern die Zooide sind durch Gewebsstränge und eine Art Transportsystem miteinander verbunden. Viele marine B. zeigen Arbeitsteilung: Es gibt zwittrige Nährtiere (Autozooide), die Nahrung herbeistrudeln und Geschlechtszellen bilden; daneben gibt es Heterozooide mit speziellen Aufgaben: Zangen tragende Avicularien, die der Verteidigung dienen, mit einem borstenartigen Deckel versehene Vibracularien, die die Kolonie reinigen sowie nur aus dem Hinterkörper bestehende Kenozooide, die der Verankerung dienen Die Entwicklung erfolgt bei den marinen Arten über eine freibewegliche, der Trochophora ähnliche Wimperlarve (Cyphonautes), die sich festsetzt (sie heißt dann Ancestrula) und durch Knospung neue Kolonien bildet. Im Süßwasser lebende B. bilden im Herbst von einer Chitinhülle umgebene Dauerstadien (Statoblasten), die der Überwinterung und der Verbreitung dienen.

B. sind seit dem Unterordovizium nachgewiesen. Bekannt sind rund 15000 fossile Arten, von denen viele Riff bildend waren (Bryozoenkalk). Man unterscheidet drei Gruppen: Phylactolaemata, Stenolaemata und Gymnolaemata.

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Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
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Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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