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Kompaktlexikon der Biologie: Humus

Humus, die Gesamtheit der in und auf dem Boden befindlichen toten organischen Substanz sowie deren organische Abbau- und Umwandlungsprodukte. H. stammt aus abgestorbenen Pflanzen, Tieren und Bodenmikroorganismen.

Humusformen. Zu den terrestrischen Humusformen gehören der Rohhumus, der Moder und der Mull. Der Rohhumus ist durch eine mächtige Humusauflage gekennzeichnet, in der gebräunter, nur teilweise und grob zerkleinerter Streuhumus dominiert. Die Streuzersetzung findet ausschließlich im Auflagehumus statt und verläuft sehr langsam. Bakterien, Actinomyceten und Bodenwühler sind kaum vertreten. Typisch ist ein hoher Gehalt an Fulvosäuren sowie pH-Werte von 3 – 4. Rohhumus bildet sich insbesondere bei extrem nährstoffarmen Böden unter einer Vegetationsdecke, die schwer abbaubare und nährstoffarme Streu liefert, wie Heiden oder Koniferen. Bei weniger saurer Reaktion und stärkerer Beteiligung der Fauna, besonders der Arthropoden, entsteht Moder, der sich durch raschere Zersetzung und beginnende Einmischung in den Mineralboden auszeichnet. Moder bildet sich vor allem unter krautarmen Laub- und Nadelwäldern oder unter kühlfeuchten Klimaverhältnissen. Der vorwiegend durch Bakterien und Regenwürmer erfolgende Streuabbau führt zur Bildung von Mull, der eine annähernd neutrale Reaktion aufweist und sehr intensiv in den Mineralboden eingearbeitet ist. In dieser Humusform sind viele wühlende und erdfressende Bodentiere vertreten. Die gebildeten Huminstoffe sind hochpolymer und liegen durch die vermischende Tätigkeit des Regenwurms in sehr stabilen Ton-Humus-Komplexen vor.

Zu den semiterrestrischen Humusformen zählen Zwischenmoortorf, Hochmoortorf und Anmoortorf (Moor). Zu den Unterwasserhumusformen gehören Dy, Gyttja, Sapropel und Flachmoortorf.

Humusbestandteile. Man unterscheidet Nichthuminstoffe, d.h. Rückstände lebender und toter Organismen und deren unmittelbare Zersetzungsprodukte, und Huminstoffe, die sich sekundär aus den Nichthuminstoffen bilden.

Humusarten. Nach der Mineralisierbarkeit und Funktion unterscheidet man Nährhumus, d.h. schnell mineralisierbare, niedermolekulare, organische Stoffe, und Dauerhumus, der schwer zersetzbar, Struktur bildend (Krümel) und durch das hohe Bindungsvermögen von Mineralstoffen als Nährstoffträger bedeutsam ist.

Ökologische Funktion. Der H. ist an nahezu allen biologischen Prozessen im Boden beteiligt. Er bildet die Lebengrundlage für das Edaphon (Bodenorganismen) und alle heterotrophen Boden-Mikroorganismen (Bodenbakterien). Die im H. festgelegten Pflanzennährstoffe (vor allem Stickstoff) werden bei der Mineralisierung freigesetzt und stehen den Pflanzen zur Verfügung. Wichtig ist auch die Austauscherfunktion des H., nämlich die Fähigkeit, Kationen und Anionen der Bodenlösung zu sorbieren. Dies ist vor allem auf leichten, sandigen Böden von Bedeutung, weil dort aufgrund fehlender Tonminerale H. die einzige sorptionsfähige Komponente des Bodens ist. Eine weitere Eigenschaft des H. ist es, Mikronährstoffe und Schadstoffe zu mobilisieren und festzulegen.

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  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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