Direkt zum Inhalt

Kompaktlexikon der Biologie: Mensch

Dieser Artikel ist veraltet. Der Begriff »Rasse« wird in der Fachterminologie nicht mehr verwendet.

Mensch, Homo sapiens, die einzige rezente Art der Gatt. Homo, zu der alle heute lebenden Menschen gehören. Im Vergleich mit allen anderen Lebewesen besitzt der Mensch das am höchsten entwickelte Gehirn; charakteristisch ist die im Vergleich extreme Vergrößerung der Großhirnrinde durch Faltung. Im Hinblick auf seine geistigen Fähigkeiten und die Möglichkeit, die Welt zu erkennen und zu verändern nimmt der M. eine Sonderstellung gegenüber allen Tieren ein. Hingegen können körperliche Merkmale und Sozialverhalten in vielen Fällen von nichtmenschlichen Primaten abgeleitet werden, was ein Indiz dafür ist, dass er von mit den Primaten gemeinsamen Ahnen abstammt.

Eine morphologische und physiologische Besonderheit des menschlichen Körpers ist der dauernde aufrechte Gang, bei dem der Rumpf senkrecht gehalten wird und die Kniegelenke mehr oder weniger gestreckt sind. Damit verbunden sind eine Reihe von charakteristischen Veränderungen an der Wirbelsäule, im Becken, in der Gesäßmuskulatur und an den Extremitäten. Die Hand des M. ist ähnlich geformt wie die der übrigen Primaten, wo sie ihre ursprüngliche Funktion als Greifhand beim Klettern erfüllt. Durch den aufrechten Gang ist die Hand jedoch von der Mitwirkung bei der Fortbewegung völlig befreit und somit frei verfügbar.

Die Vergrößerung des Gehirns war eine sekundäre Veränderung, die durch eine verlängerte Wachstumsperiode des Schädels ermöglicht wurde. Im Vergleich zum Menschen kommt das Gehirnwachstum bei den übrigen Primaten relativ früh nach der Geburt zum Stillstand. Der ausgedehnte Zeitraum der menschlichen Entwicklung verlängert die Phase, in der Eltern sich um ihren Nachwuchs kümmern; dies wiederum trägt dazu bei, dass die Kinder von den Erfahrungen früherer Generationen profitieren können. Die Überlieferung angesammelten Wissens über Generationen hinweg ist die Grundlage der Kultur. Und das wichtigste Hilfsmittel dieser Überlieferung ist eine weitere, in dieser Form nur beim M. zu findende Fähigkeit, die Sprache. Sie wird physisch möglich durch den aus Kehle und Mundraum gebildeten Stimmapparat. Im Unterschied zu den Menschenaffen und allen anderen stimmbegabten Tieren kann der Mensch in unterschiedlichen Tonhöhen eine Vielzahl von Vokalen und Konsonanten formen und zu lautlichen Signalen und zur gesprochenen Sprache formen. Jedoch ist nicht unbedingt die Lautgebung das Entscheidende oder Unterscheidende an der menschlichen Sprache, sondern ihre symbolische Funktion und die syntaktische Struktur. Auch diese Leistung fordert vom Gehirn Höchstleistungen. Wissenschaftler vermuten, dass sich die menschliche Sprache parallel zur Entwicklung der Werkzeugkultur entwickelt hat, mit der auch die kulturelle Evolution einsetzte. Während sich Werkzeugkultur, Kommunikation, Sozialverhalten, Gehirnstruktur und Körperbau in unterschiedlichem Ausmaß und zumindest in der Anlage auch bei den anderen Primaten finden, ist der Entwicklungsfortschritt bei der kulturellen Evolution einmalig im Tierreich. Durch kulturelle Evolution ist beim Menschen das entstanden, was als charakteristisch für ihn gewertet wird: menschliche Kognition, also alle Prozesse und Strukturen, die mit Wahrnehmen und Erkennen zusammenhängen, wie Denken, Erinnerung, Vorstellung, Gedächtnis, Lernen, Planen sowie das Bewusstsein. (Anthropogenese, Menschenrassen, Primates)

Literatur: Linder, H.: Biologie des Menschen (Lernmaterialien), Hannover 1989. – Mörike, K.D. et al.: Biologie des Menschen, Wiesbaden 2001. – Schmidt R.F., Thews, G., Lang, F.: Physiologie des Menschen, Heidelberg 2000.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.