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Kompaktlexikon der Biologie: Pflanzenhaare

Pflanzenhaare, Trichome, epidermale Anhangsgebilde verschiedener Form, Struktur und Funktion. Sie gehen i.d.R. aus einer einzigen Zelle, der Initialzelle, hervor. Einzellige P. sind z.B. die Papillen, die den Samtglanz vieler Laub- und Blütenblätter bei verschiedenen Pflanzen (Stiefmütterchen, Lupine) bewirken, die Wurzelhaare sowie andere Schlauchhaare, z.B. auf der Samenschale der Baumwoll-Pflanze, die Borstenhaare (z.B. bei den Borretschgewächsen) und die Brennhaare (z.B. bei der Brennnessel). Verzweigte einzellige P. sind u.a. die Haare auf dem Blatt des Hirtentäschelkrauts. Mehrzellige P. bestehen entweder aus Zellreihen oder aus gestielten bzw. ungestielten Zellflächen. Meist sind die Pflanzen dicht von diesen Haaren überzogen, z.B. die verzweigten Wollhaare der Königskerze ( vgl. Abb. ) und die Schuppenhaare des Sanddorns. Abgestorbene P. erscheinen weiß, da sie mit Luft gefüllt sind. Die toten Haare senken die Transpirationsrate und schützen vor zu starker Sonneneinstrahlung. Dagegen können lebende Haare zur Oberflächenvergrößerung und damit zur Steigerung der Transpiration beitragen. Zu den Absorptionshaaren gehören z.B. die Schuppenhaare der Blattoberseite tropischer Epiphyten und die Wurzelhaare. Sie dienen der Aufnahme von Wasser und darin gelöster Substanzen. Drüsenhaare scheiden Stoffe aus, schützen gegen Tierfraß und dienen bei carnivoren Pflanzen dem Tierfang. Sinnes- und Fühlhaare erleichtern bei berührungsempfindlichen Pflanzen die Wahrnehmung des Reizes. Kletterhaare (z.B. beim Hopfen) vermehren den Reibungswiderstand zwischen dem Kletterspross und seiner Stütze. Flughaare verringern die Fallgeschwindigkeit von Samen und Früchten. Haarähnliche Gebilde, an denen auch tiefer liegende Zellschichten beteiligt sind, nennt man Emergenzen.



Pflanzenhaare: a verzweigtes Wollhaar (Königskerze), b inneres Haar (gelbe Seerose), c Kletterhaar (kletterndes Labkraut), d mehrzelliges Drüsenhaar (Salbei), e Schuppenhaar (Sanddorn), f Brennhaar (Brennnessel). 50- bis 300fach vergrößert

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  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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