Direkt zum Inhalt

Kompaktlexikon der Biologie: Pubertät

Pubertät, Erlangung der Geschlechtsreife bei Säugetieren und dem Menschen. Beim Menschen liegt der Beginn der P. zwischen dem 9. und 11. (Mädchen) bzw. dem 11. und 13. Lebensjahr (Jungen). Für nicht domestizierte Säugetiere ist der Eintritt in die P. stark von Umweltbedingungen abhängig und somit generell nicht exakt festzulegen. Auslöser der P. sind Aktivitäten von Neuronen im Hypothalamus, die zwar bereits unmittelbar nach der Geburt Gonadotropin-Releasing-Hormon (GRH) in rhythmischer Folge ausschütten, ihre Tätigkeit aber spätestens nach dem sechsten Lebensmonat (beim Menschen) wieder einstellen. Mit Beginn der Pubertätsphase wird die pulsierende GRH-Ausschüttung und damit die Sekretion von gonadotropen Hormonen zunächst während des Tiefschlafs wieder aufgenommen. Im weiteren Verlauf der P. wird sie schlafunabhängig. Im männlichen Geschlecht bewirkt die GRH-induzierte Ausschüttung von FSH (Follikel stimulierendes Hormon) die Aufnahme der Spermatogenese; die ebenfalls GRH-abhängige Sekretion von LH (luteinisierendes Hormon) führt zur Produktion von Androgenen (insbesondere Testosteron), die als anabole Hormone die Proteinsynthese stimulieren und somit für die Vermehrung der Muskelmasse und einen Wachstumsschub verantwortlich sind. Testosteron reguliert ferner am Ende der P. die Verknöcherung der Wachstumszonen (Epiphysen) und damit das Ende der Wachstumsphase. Das Hormon kann von Enzymen in Haar bildenden Follikeln zu 5α-Dihydrotestosteron reduziert werden und verursacht in dieser Form den charakteristischen männlichen Behaarungstyp. Im weiblichen Geschlecht wird nach GRH-Schüben infolge vermehrter FSH- und LH-Produktion Estrogen gebildet und damit der Menstruationszyklus eingeleitet, wobei die ersten Blutungen oft noch ohne vorhergehenden Eisprung auftreten können (Estrogenentzugsblutungen). Da Estrogene (und Progesteron) eine schwächer ausgeprägte anabole Wirkung als Androgene besitzen, ist der weibliche pubertäre Wachstumsschub weniger stark als der männliche. Unter dem Einfluss der Estrogene prägen sich dann auch die typisch weiblichen sekundären Geschlechtsmerkmale aus. (adrenogenitales Syndrom, Akne, Empfängnisverhütung, Geschlechtsorgane, Magersucht, Oogenese)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.