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Lexikon der Neurowissenschaft: bovine spongiforme Encephalopathie

bovine spongiforme Encephalopathie w [von latein. bovinus = Rinder-, spongia = Schwamm, forma = Gestalt, griech. egkephalos = Gehirn, pathos = Krankheit], Abk. BSE, E bovine spongiform encephalopathy, der "Rinderwahnsinn", eine übertragbare Erkrankung des Zentralnervensystems bei Rindern und Kühen, die 1985 erstmals erkannt wurde. Sie gehört zur Gruppe der übertragbaren spongiformen Encephalopathien, welche auch Scrapie bei Schafen und die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen beinhaltet. Gemeinsames Merkmal sind das Absterben von Nervenzellen sowie eine schwammartige Durchlöcherung der Hirnrinde. Diese Degenerationen führen zu Bewegungsstörungen, Lähmungen und Blindheit. Schon relativ früh kam man durch epidemiologische Studien auf den Verdacht, daß die Krankheit durch Fleisch- und Knochenmehl übertragen werden könne, das von infizierten Tieren stammt. Unklar ist, ob BSE bei Rindern als spontanes Ereignis entstanden ist, oder ob es ursprünglich vom Schaf übertragen wurde. Vor allem Gehirn und Rückenmark sind diejenigen Gewebe, welche den Erreger der Krankheit in größeren Mengen beinhalten. Deshalb wurde das Verfüttern von Tiermehl in Großbritannien ab 1989 verboten. Nachfolgeuntersuchungen haben gezeigt, daß dieses Verbot zu einer deutlichen Abnahme der beobachteten Fälle führte: Wurden in Großbritannien 1992 noch über 37000 Krankheitsfälle registriert, waren es 1998 nur noch knapp 3 200. Aufgrund des deutlichen Rückgangs der BSE-Fälle hob die Kommission der EU Mitte 1999 ihr 1996 verhängtes Exportverbot für britisches Rindfleisch wieder auf. – Zu besonderem Interesse gelangte die Krankheit durch den Verdacht, die Speziesbarriere zu durchbrechen und auch auf den Menschen übertragbar zu sein. Eine neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, mit 38 bestätigten Fällen (Stand: Ende 1998), ist sehr wahrscheinlich die auf den Menschen übertragene BSE. Als Übertragungsweg macht man auch hier den Verzehr von BSE-kontaminierten Rinderprodukten verantwortlich. Die epidemiologische Entwicklung beim Menschen ist nach wie vor unklar. Man nimmt an, daß mehrere Hunderttausende von Menschen mit kontaminiertem Material in Kontakt gekommen sind. Die Hochrechnungen bezüglich des zukünftigen Auftretens der neuen CJD-Variante beim Menschen gehen weit auseinander, von wenigen Dutzend bis mehreren Zehntausend. Ausschlaggebend für das Ausmaß einer potentiellen Epidemie sind die Menge des infektiösen Erregers in der menschlichen Nahrungsmittelkette sowie die durchschnittliche Inkubationszeit und deren Standardabweichung. Ein Problem der Vorhersage liegt unter anderem darin, daß die Inkubationszeiten bei übertragbaren spongiformen Encephalopathien z.T. mehrere Jahrzehnte betragen können.

A.A./G.H.

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