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News: Ein Sonnenschutz aus Teer?

Klebrige Polymere haben möglicherweise die ersten Lebensformen auf der Erde vor Schäden durch UV-Strahlung geschützt. Eine neue Theorie geht davon aus, daß eine 'Decke' dieser Moleküle die Ursuppe der Erde abschirmte. Falls dieses Szenario zutrifft, wäre es sehr viel wahrscheinlicher, daß Leben auch auf anderen Planeten Fuß fassen konnte.
Als das erste Leben auf der Erde vor ungefähr 3,5 bis 4 Milliarden Jahren entstand, erreichte bis zu 1000mal mehr ultraviolettes Licht die Oberfläche als heute. Das Fehlen einer Ozonschicht erlaubte es dem Licht die Atmosphäre ungefiltert zu durchdringen. Wenn aber die ultraviolette Strahlung nicht absorbiert oder reflektiert worden wäre, hätte sie alles organische Material auf der Oberfläche "gebraten", sagt Stanley Miller von der University of California, San Diego. Wissenschaftler haben die These aufgestellt, daß Eisschichten, welche die Ozeane bedeckten oder ein Schwefelwasserstoff-Nebel werdendes Leben geschützt haben könnten. Experimente, in denen diese Bedingungen modellhaft nachvollzogen wurden, haben jedoch nur unklare Ergebnisse geliefert.

Jetzt haben Miller und seine Kollegen einen weiteren potentiellen UV-Schutz gefunden: Nebenprodukte der chemischen Reaktionen, durch welche die Bausteine der RNA (einem Molekül, das vermutlich entscheidend am Ursprung des Lebens beteiligt war) entstehen. "Experimente, welche die Bedingungen des frühen Lebens simulieren, führen immer zur Erzeugung gelber und brauner Teere", sagt Miller. Er schätzt, daß eine zwei Millimeter dicke Schicht dieser Teerbestandteile – Tholin genannte Polymere – mehr als 99 Prozent der UV-Energie in den schädlichsten Wellenlängen absorbieren würde (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 23. Juni 1998).

Zumindest ein Experte stimmt zu, daß diese Polymere das UV-Licht abgeschirmt haben könnten. "Es ist jedoch nicht so einfach, wie es aussehen mag", meint James Kasting, Geowissenschaftler an der Penn State University. Damit die teerigen Polymere entstehen können, sagt er, müßte der Großteil des Kohlenstoffs in der Atmosphäre in Form von Methan vorliegen, dem Grundbestandteil der Polymere. Es gibt jedoch keinen Hinweis, daß dies so war, sagt Kasting, und einige vorläufige Modellexperimente deuten darauf hin, daß in der frühen Atmosphäre Kohlendioxid vorherrschte. Trotzdem: Wenn das Polymer-Szenario stichhaltig ist, glaubt Miller, könnte es sich auch auf Planeten mit ähnlichem chemischen Milieu wie der Erde so abgespielt haben. "Geeignete Häfen für das Leben gibt es (wahrscheinlich) häufiger als früher angenommen", sagt er.

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