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News: Im Mittelpunkt der Milchstraße

Kaum 26000 Lichtjahre von uns entfernt steht die Kinderstube neuer Sterne. Gar nicht weit vom Zentrum unserer Galaxis, inmitten der Milchstraße, werden sie aus gigantischen Strömen und Wolken feinen Staubs geboren. Was dort genau passiert, zeigen brandneue Karten beispielloser Detailliertheit - und Schönheit.
Zu Zeiten Galileo Galileis war es des Nachts noch wirklich dunkel und das Band der Milchstraße zierte den klaren Himmel. Mit seinem Fernrohr entdeckte der berühmte Mathematiker, Physiker und Philosoph 1609 als erster, dass jenes leuchtende Wolkenband aus unzähligen Einzelsternen bestand. Bis man auch die scheibenförmige Gestalt unserer Heimatgalaxie erkannte, sollten dann indes noch einmal 150 Jahre vergehen. Heute weiß man, dass die Milchstraße aus 200 bis 300 Milliarden Sternen besteht – darunter auch unsere Sonne. Könnte man sie von außen betrachten, sähe sie aus wie ein gigantisches UFO. Sie durchmisst etwa 100 000 Lichtjahre und verdickt sich in der Mitte auf 15 000 Lichtjahre.

Jetzt konnten Astronomen ganz tief ins Innere der Milchstraße schauen, dort, wo in 26 000 Lichtjahren Entfernung die Wiege neuer Sterne steht (Astrophysical Journal Letters vom 20. Dezember 2000). Die Bilder zeigen nicht nur mächtige Gaswolken, sondern auch feine, faserartige Ströme, die sie zu einem gigantischen Netzwerk verbinden. Andere Regionen indes sind weitgehend gasfrei und bilden blasenförmige Strukturen. Wie dieses komplizierte Geflecht aus Gas und Staub einst entstand, ist bis heute weitgehend rätselhaft. Astronomen vermuten jedoch, dass sie Folge intensiver Sternenwinde, ineinander verschlungener magnetischer Feldlinien und explodierender Supernovae sind. Damit unterscheiden sich die zentralen Regionen ganz wesentlich von den anderen Regionen unserer Galaxis, in denen irgendwo – auf halbem Wege zwischen ihrem Zentrum und ihrem Rand – unser Sonnensystem liegt. Und in diesem Zentrum vermuten die Astronomen ein großes schwarzes Loch mit einer gigantischen Masse. Sagittarius A* soll das 2,6 Millionenfache unserer Sonnenmasse aufweisen.

"Diese Beobachtungen sind das Ergebnis von monatelangen Planungen – und einer guten Portion Glück" meint John Richer vom Cavendish Laboratory der Cambridge University. "Denn in den mehr als zehn Jahren, in denen ich mit den Teleskopen auf Hawaii gearbeitet habe, hatten wir niemals so trockene und klare Wetterbedingungen." Natürlich konnten sich die Astronomen auch auf ihre Instrumente verlassen. Das United Kingdom Astronomy Technology Centre am Royal Observatory in Edingburgh hatte eine spezielle Kamera entwickelt, welche nicht nur über eine hohe Auflösung verfügt, sondern auch mit einer geradezu atemberaubenden Geschwindigkeit arbeitet. "In den zwei Jahren unseres Projektes benötigten wir gerade einmal 15 Nächte, um zu diesen Ergebnissen zu gelangen," schwärmt der Projektleiter Wayne Holland vom Joint Astronomy Centre (Hawaii).

Submillimetre Common-User Bolometer Array (SCUBA) heißt dieses Gerät und wurde von den Wissenschaftlern in Kombination mit dem 15 Meter durchmessenden James Clerk Maxwell Telescope auf Hawaii eingesetzt. Die Weiterentwicklung der Kamera, SCUBA-2, hätte diese ganze Aufgabe sogar in weniger als einer halben Stunde erledigen können. Ferne Galaxien rücken damit in greifbare Nähe. Schon hoffen die Forscher, bald in die chilenische Atacamawüste reisen zu können. Dort ist eine Anordnung aus 64 Radioteleskopen geplant, von denen jedes einen Durchmesser von zwölf Metern haben soll. Wenn der Bau dieses Atacama Large Millimeter Array (ALMA) tatsächlich wie geplant im Jahr 2002 begonnen wird, sollen schon bald die Karten weit entfernter Galaxien folgen.

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