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News: Meteoritenkatastrophe unter dem Mikroskop

In Gesteinen Südafrikas und Westaustraliens stießen Forscher auf "kosmische Kügelchen", die von dem bislang ältesten nachweisbaren Meteoriteneinschlag zeugen.
kosmisches Kügelchen
Wäre das Gesicht der Erde nicht den ständigen Veränderungen durch Erosion und Plattentektonik unterworfen, es wäre genauso pockennarbig wie das des Mondes. Dort sind bis heute Meteoritenkrater erhalten, deren Pendants hier auf der Erde längst von Wind und Wetter verwischt oder in den Tiefen von Erdkruste und -mantel recycelt wurden.

Die gut erhaltenen Krater - wie das 15 Millionen Jahre alte Nördlinger Ries etwa - sind somit geologisch sehr junge Zeugnisse solcher kosmischen Katastrophen. Von dem Meteoriten oder Kometen, der an der Grenze von der Kreide zum Tertiär vor 65 Millionen Jahren den Dinosauriern den Garaus machte, ist oberflächlich schon gar nichts mehr zu sehen. Erst in den neunziger Jahren hatten Geophysiker den Chicxulub-Krater im Untergrund der mexikanischen Yukatan-Halbinsel entdeckt.

Vor jener Zeit - geschweige denn aus der Anfangszeit der Erde - sind solche Zeugnisse jedoch nicht mehr erhalten, hier gibt es lediglich indirekte Beweise. Dazu gehören die so genannten Sphärulen oder "kosmischen Kügelchen", die sich weltweit auch an der Kreide-Tertiär-Grenze finden und lange vor der Entdeckung des Chicxulub-Kraters darauf schließen ließen, dass das Ende der Saurier aus dem All kam.

Diese mikroskopisch kleinen Kugeln entstehen auf dramatische Weise, wenn ein großer Meteorit oder Komet in weniger als einer Sekunde durch die Atmosphäre rast und dort ein Vakuum hinterlässt. Das infolge des Einschlags förmlich verdampfende Gestein wird in dieses Vakuum hineingezogen, kondensiert zu einem feinen Nebel aus glasigen, kugelrunden Mineralfragmenten und breitet sich als Wolke über die ganze Erde aus. Innerhalb von Wochen und Monaten regnen sie auf die Erdoberfläche und verbleiben dort als Zeugen der Katastrophe.

Und eben solche Sphärulen tauchten jetzt auch in Gesteinen des südafrikanischen Barberton Grünsteingürtels und dem westaustralischen Pilbara-Block auf. Hier wie dort entstanden sie, als die Erde gerade erst eine Milliarde Jahre alt war und fast vollständig von einem gut drei Kilometer tiefen Ozean bedeckt war. Große Landmassen gab es noch nicht, aus den Meeren ragten allenfalls Mikrokontinente heraus, auf denen Durchschnittstemperaturen von 85 Grad Celsius herrschten.

Gary Byerly von der Louisiana State University in Baton Rouge und seine Mitarbeiter hatten in jenen 3,5 Milliarden Jahre alten Gesteinen 20 bis 30 Zentimeter mächtige Lagen dieser kosmischen Kügelchen gefunden und schließen daraus, dass der Brocken aus dem All mit etwa 20 Kilometern Durchmesser wohl doppelt so groß war wie jener am Ende der Kreidezeit. Allein, wo der Meteorit einst einschlug, das wissen die Forscher nicht.

Die Folgen dieses ältesten beweisbaren Meteoriten- oder Kometeneinschlags waren jedenfalls gewaltig. Kilometer hohe Tsunamis rasten um die ganze Erde, und Byerlys Kollege Donald Lowe von der Stanford University kann sich gar vorstellen, dass solche Einschläge die Erdkruste zertrümmerten und so die Kontinentalplatten schufen, die sich bis heute aneinander reiben.

Nur das Leben zeigte sich wohl vergleichsweise unbeeindruckt. Ein Massensterben wie vor 65 Millionen Jahren war jedenfalls unmöglich, schließlich tummelten sich in den Meeren allenfalls einzellige Organismen, die bekanntermaßen - anders als die schwerfälligen Saurier - wahre Überlebenskünstler waren.

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