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News: Stau bei Grün

Wer immer in den verstopften Straßen der Rushhour nach Hause strebt, hat mitunter das Gefühl, die Ampeln wären gezielt auf Schikane gestellt - und tatsächlich sind strategische Ampelschaltungen meist sinnlos, und der Verkehr flösse flüssiger, erschienen Rot und Grün ganz zufällig.
Stau bei Grün
Da geben sich die Verkehrsplaner viel Mühe und simulieren mit komplexen Computerprogrammen den Verkehr in ihrer Stadt, den morgendlichen und abendlichen Stau aber können sie auch mit der gewieftesten Ampelschaltung nicht verhindern. Und wenn es nach Ding-wei Huang und Wei-neng Huang von der Chung Yuan Christian University in Chung-li geht, dann sollten die Ampelplaner wenigstens in diesen Stunden schlichtweg auf den Zufall setzen.

Die Forscher aus Taiwan wissen, wovon sie sprechen, schließlich leidet kaum ein anderes Straßennetz so sehr unter notorischer Verstopfung - obschon viele Autofahrer des fernöstlichen Landes die Ampelvorgaben ohnehin nur als Empfehlung sehen.

Huang und Huang haben sich der Sache systematisch angenommen und in dem für diese Zwecke geläufigsten Computermodell ein ganz einfaches Beispiel simuliert: eine lange, gerade Straße mit zehn Ampelanlagen und ansteigender Verkehrsdichte.

Tatsächlich machen kluge Ampelschaltungen nur bei leichtem, "ungesättigten" Verkehr Sinn, wenn kein Auto wegen eines anderen bremsen muss und freie Fahrt für alle möglich ist. In diesem Fall lässt eine geschickt geschaltete Grüne Welle den Verkehr gar so flüssig fließen, als sei gar keine Ampel vorhanden. Ist die Synchronisierung der Ampeln allerdings nicht optimal, wird der an sich problemlose Verkehr so sehr gelähmt, dass es besser wäre, Rot und Grün würden ganz zufällig aufleuchten.

Bei etwas dichterem, "gesättigten" Verkehr hingegen, wenn es Rücksicht zu nehmen gilt und der Vordermann ab und an zum Bremsen auffordert, sind jedwede Schaltstrategien gänzlich nutzlos.

In keinem Fall vermag eine Grünphase die ganze Schlange auflösen. Fast jedes Auto muss an der nächsten Ampel halten - entweder, weil Rot ist oder eines Stauendes wegen. Ganz egal, wie schlau es die Forscher anstellten: Im Mittel schafften sie es niemals, die Ampeln so zu steuern, dass der Verkehr flüssiger lief, als auf der Parallelstraße mit zufälliger Schaltung.

Erst wenn es richtig dick kommt und Stoßstangen an Stoßstangen kleben, kann eine sorgfältig geplante Ampelschaltung von Nutzen sein. Allerdings kommt es dann auf jeden Einzelnen an. Wer sich nicht ganz genau in den zähen Fluss begibt, bringt das nun extrem anfällige System gleich wieder durcheinander.

Wer döst und einen Moment zögert, verursacht zufällige Veränderungen der Verkehrsdichte, die von keiner noch so klugen Ampelanlage bewältigt werden können. Weiter geht es nur im Stop-and-go und dem Gefühl, die Ampeln seien gezielt auf Schikane gestellt.

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