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Gentechnik in der Landwirtschaft: Anbau von gentechnisch verändertem Mais mit Schutzstreifen gefahrlos?

Zwanzig Meter breite Trennstreifen sollen ausreichen, um den Einfluss von gentechnisch verändertem Mais auf angrenzende Felder mit konventionellen Sorten zu verhindern. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler um Eberhard Weber von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Rahmen von Feldstudien, in denen in sieben Bundesländern parallel gentechnisch veränderter und konventioneller Mais angebaut worden war. Die pflanzlichen Schutzstreifen waren dabei sechzig Meter breit.

Bei der Ernte entdeckten die Forscher nur innerhalb der ersten zehn Meter nennenswerte Einträge aus den gentechnisch veränderten Pflanzen, in zwanzig bis dreißig Meter Distanz fanden sie dagegen nur noch so geringfügige Spuren, dass sie den EU-Schwellenwert von 0,9 Prozent nicht übertrafen. Wird dieser Wert überschritten, müssen die Produkte entsprechend gekennzeichnet werden, weshalb Bauern um deren Absatz fürchten.

Angesichts der Ergebnisse forderte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Horst Rehberger die Bundesregierung auf, das Gentechnikgesetz zurückzuziehen, sonst werde sein Land das Gesetz von Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe prüfen lassen. Das Gesetz beinhaltet eine umstrittene Regelung, bei der Anwender gentechnisch veränderten Saatguts für das Auftreten entsprechender gentechnisch veränderter Organismen in angrenzenden, konventionell bewirtschafteten Feldern haftbar gemacht werden können, auch wenn die Schuld nicht direkt nachzuweisen ist. Der Bundesrat hat das Gesetz abgelehnt, doch wird erwartet, dass der Bundestag die Regelung mit Hilfe der rot-grünen Mehrheit trotzdem verabschiedet. Das Gesetz steht am Freitag auf der Tagesordnung der Bundestagssitzung.

Frühere Studien hatten ebenfalls einen relativ geringen Flugradius von Maispollen und damit beschränkte Gefahr der Vermischung mit nicht veränderten Maispflanzen erbracht. Spuren von Einkreuzungen wurden aber auch in größeren Entfernungen noch festgestellt. Bei Experimenten mit Nutzpflanzen, die leichtere Pollen aufweisen, stellten die Forscher dagegen erheblich weiter reichende Einflüsse fest.

Das Erprobungsanbau-Projekt, an dem sich neben privaten Landwirten und verschiedenen Saatgutherstellern auch staatliche Institute in Bayern, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern beteiligen, wird von der Vereinigung Innoplanta in Gatersleben koordiniert. Für das wissenschaftliche Begleitprogramm ist das Institut für Pflanzenzüchtung und Pflanzenschutz an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zuständig. Bisher sind sechs der insgesamt dreißig Standorte ausgewertet. Der Mais enthält ein Gen des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis. Die Pflanzen können damit ein Gift produzieren, das Schädlinge abtötet.

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