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Mathematische Knobelei: Lach- und Steuergeschichten

Das ist der Horst. Klingt komisch, der heißt aber wirklich so. Horst ist von Beruf Finanzminister. Eigentlich wäre er ja lieber Spaßminister geworden, aber weil es diesen Posten gar nicht gibt, musste der Horst nehmen, was seine Kollegen übrig gelassen haben. Und weil diese Kollegen bei den Leuten beliebt sein wollten, haben sie alle anderen Ministerposten besetzt, nur nicht den mit den Finanzen. Denn dafür muss man sich ständig neue Steuern einfallen lassen. Und das mag keiner. Außer Horst. Der ist darin sogar richtig gut.
Der Horst hat nämlich festgestellt, dass ihm als Finanzminister viel mehr Leute zuhören, wenn er von Steuern redet, als wenn er einen Witz erzählt. Dabei ist da gar kein so großer Unterschied, findet der Horst. Neulich zum Beispiel hat er nur so aus Spaß eine Steuer auf Kaffee erfinden wollen, weil er selbst viel lieber Tee trinkt. Aber denkste! Eine Kaffeesteuer gibt es schon, hat ihm sein Staatssekretär gesagt. Und zweimal besteuern geht nicht. Weil das nämlich nicht gerecht ist, hat ihm der Staatssekretär gleich erklärt. Da hat sich der Horst aber gewundert und vor lauter Wundern seinen Tee verschüttet. Voll auf die gute Minister-Hose. Das hat dem Horst natürlich kein Vergnügen gemacht, und das ist auch gut so. Für Vergnügen muss man nämlich auch zahlen, hat der Staatssekretär gesagt. Wenigstens in Köln. Und da hat der Horst gleich noch einmal gestaunt. Weil in seiner Tasse kein Tee mehr war, ist dieses Mal aber nichts passiert.

Zu Hause hat der Horst sich dann gleich überlegt, dass er bestimmt noch viel schönere Steuern erfinden kann. Und er hat angefangen, seine Ideen aufzuschreiben. Am nächsten Tag hat er seinem Staatssekretär die Liste gegeben, und der Staatssekretär hat sich ganz toll gefreut. Besonders gefallen haben ihm die Schallemissionssteuer und die Schallemissionsunterschreitungssteuer, weil da nämlich alle zahlen müssen, egal, ob sie laut oder leise sind, und das ist dann besonders gerecht.

Der Horst war erstmal sehr stolz auf sich. Aber dann ist ihm aufgefallen, dass die Sache mit der Steuererklärung eigentlich viel zu einfach ist. Da gibt es zwar ganz viele Zettel und Bögen und Zusatzzettel und Zusatzbögen und Ergänzungsangabenformulare und Ausnahmeregelungsschriften, aber trotzdem macht es keinen Spaß, die alle auszufüllen. Und Spaß ist doch das Wichtigste bei der Steuer, meint Horst.

Also hat er sich überlegt, wie man das Ausrechnen von der Steuer noch spaßiger gestalten könnte. Und weil bei der Steuer so gerne Sachen gestrichen werden, hat der Horst als erstes die Ziffern 7, 8 und 9 gestrichen. Und die 0. Die steht zwar für gar nichts, aber Horst hat sie noch nie ausstehen können, deshalb weg damit. Da waren nur noch die Ziffern von 1 bis 6 übrig.

Als der Horst das dem Staatssekretär gezeigt hat, machte der ein sehr nachdenkliches Gesicht. Weil man nämlich bei der Steuer auch ordentlich sparen muss. Da darf man also nichts verschwenden, auch keine Ziffern. Kein Problem, hat sich Horst gedacht, dann darf man eben jede Ziffer nur einmal verwenden. Und damit sich das Steuern zahlen auch lohnt, muss jeder mit den Ziffern zwei dreistellige Zahlen bilden.

Im Finanzamt, da wo die Leute arbeiten, von denen Horst der Chef ist, zählen die Finanzbeamten dann die beiden Zahlen zusammen. Das machen sie auch mit den Zahlen vom Nachbarn, und so haben sie zwei Summen. Den Unterschied zwischen diesen Summen müssen beide Nachbarn schließlich als Steuer zahlen. So haben der arme Aufsichtsratsvorsitzende von der Bank, der ganz raffiniert die kleinste mögliche Summe gewählt hat, und die nebenan wohnende Erzieherin aus der Problemzonen-Kita, deren Abneigung gegen alles Mathematische ihr die größte Summe beschert hat, die gleiche Steuerschuld. Und das ist doch gerecht, findet Horst. Nun muss er nur noch wissen, wie viel Steuer die beiden zahlen müssen. Damit er das dem Staatssekretär sagen kann und der sich wieder freut. Ist eben ein echter Finanzminister aus Leidenschaft, der Horst.
Es ist doch wunderbar wenn sich alle freuen. Und nach so viel Nachdenkarbeit ist es ja auch redlich verdientes Geld. Und wie berechnet er es nun, der Horst?
Im Grunde genommen ist es ganz einfach. Für die beiden zu bildenden Zahlen müssen - so es den kleinsten Wert ergeben soll - die 1 und die 2 die Hunderter-Position besetzen, die 3 und die 4 nehmen die Zehner-Position ein und die 5 und die 6 stehen auf dem letzten, rechten Platz. Also zum Beispiel das Paar 135 und 246. Ergibt zusammen 381 und leuchtet ein, dass in Vertauschungsvarianten kein anderes Ergebnis rauskommen kann.

Für den größten Wert muss es genau umgedreht laufen, ein Zahlenpaar hierfür wäre etwa 531 und 642, ergibt in der Summe 1173. Und das war's auch schon. Was noch fehlt ist die gefragte Differenz, die wir abschließend berechnen: 1173 - 381 = 792. € 792,- hat also jeder zu zahlen.

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