In einer lebensfeindlichen Umwelt bilden sie artenreiche Oasen: die Schwarze Raucher genannten Hydrothermalquellen der Tiefsee. Sie sind die Lebensbasis für bizarre Muscheln und Krebstiere. Jetzt haben britische Forscher einen neuen Tiefenrekord für das außergewöhnliche Ökosystem aufgestellt: In rund 5000 Metern Tiefe entdeckten sie im karibischen Cayman-Graben bislang unbekannte Schwarze Raucher – 800 Meter weiter unter der Meeresoberfläche als die bisherigen Rekordträger.

Wie Doug Connelly und seine Kollegen von der University of Southampton mitteilten, sprudelt aus den Quellen Wasser, das so heiß ist, dass Blei schmelzen könnte. Rund um die Austrittsstellen haben sich Kupfer- und Eisenerze turmförmig abgelagert, was Geologen Bramley Murton vom National Oceanography Centre in Southampton besonders faszinierte: "Es war wie von einer anderen Welt. Ich habe noch nie so etwas Ähnliches gesehen wie diese Regenbogenfarben der Metalltürmchen und das fluoreszierende Blau der Algenmatten, die sie bedecken."

Gänzlich unerwartet kommen die Hydrothermalquellen jedoch nicht: Der Cayman-Graben ist das weltweit tiefstgelegene ozeanische Riftgebiet. Er verläuft von der Südostspitze Kubas und dem westlichen Haiti bis vor die Küste von Honduras und Belize. Auf jedem Quadratzentimeter lastet dort unten ein Druck, der dem Gewicht einer Limousine entspricht, dennoch überleben hier zahlreiche Tiere in der ewigen Dunkelheit und Kälte. Die Forscher wollen nun vor allem die Tierarten dieser Tiefseeregion näher untersuchen und mit den Spezies anderer Schwarzer Raucher vergleichen. Dadurch erhoffen sie sich größere Erkenntnisse zur Evolution dieser skurrilen Gemeinschaften, in denen vor Urzeiten womöglich sogar das Leben begann. (dl)