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Seuchen: Tödliche Tierseuche weltweit ausgerottet

Rinder in Reih und Glied
Die Welternährungsorganisation FAO hat heute in Rom bekanntgegeben, dass die Rinderpest – eine verheerende Viehseuche – weltweit ausgerottet ist. In den Regionen, in denen die Krankheit zuletzt aufgetreten ist, wurden in den letzten keine neuen Fälle mehr bekannt.

In Europa ist die Rinderpest schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts ausgerottet, zuletzt schlug die Viruserkrankung im Nahen Osten und in Afrika immer wieder zu und vernichtete dort regelmäßig ganze Herden. Das Virus, das mit den Erregern von Masern und Staupe verwandt ist, verbreitet sich über Tröpfcheninfektion oder mit den Fäkalien erkrankter Tiere und verursacht schweren Durchfall, der in vielen Fällen nach wenigen Tagen zum Tode führt.

In Zentralasien, wo das Virus ursprünglich beheimatet war, sind die meisten Rinder weniger empfindlich gegen das Virus. In Europa dagegen starben allein im 18. Jahrhundert mehrere hundert Millionen Rinder an der von den Mongolen eingeschleppten Seuche. Als italienische Truppen das Virus 1887 nach Äthiopien brachten, starben in den Folgejahren bis zu 90 Prozent aller Rinder des Kontinents an der Rinderpest.

In der Neuzeit haben strikte Kontrollmaßnahmen insbesondere in Europa der Seuche den Schrecken genommen: Erkrankte Rinder wurden gekeult, befallene Herden isoliert. Dank dieser Maßnahmen verschwand das Virus in Europa schon nahezu ein halbes Jahrhundert, bevor in den 1960er Jahren ein effektiver Impfstoff zur Verfügung stand.

Die Welternährungsorganisation FAO und die Organisation für Tiergesundheit OIE starteten im Jahr 1994 das weltweite Impf- und Kontrollprogramm, das jetzt mit der erfolgreichen Vernichtung des Rinderpestvirus endet. Nachdem die Wissenschaftler verschiedene Wildtiere als entscheidende Reservoirs für den Erreger identifiziert hatten, erzielten sie mit spezialisierten Impfstoffen bald die entscheidenden Erfolge bei der Eindämmung der Krankheit.

Offiziell ist der Sieg über die Tierseuche erst, wenn die letzten Länder, darunter Kenia, von der OIE als frei von Rinderpest anerkannt werden, was nach Angaben der FAO bis März 2011 dauern kann. Bis dahin sollen auch die Länder und Labore katalogisiert sein, die das Virus noch zu Forschungszwecken aufbewahren. Doch schon jetzt feiern Wissenschaftler die Vernichtung der Rinderpest als bedeutendste tiermedizinische Leistung der Geschichte. Die Rinderpest ist erst die zweite Infektionskrankheit nach den Pocken, die in einer weltweiten Kampagne ausgerottet wurde. (lf)

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