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Kosmologie: Naturkonstante nicht auf Leben optimiert

Die Spiralgalaxie NGC 3521 im Sternbild Löwe
Unser Universum bietet nicht notwendigerweise die bestmögliche Kombination von Naturkonstanten für die Entwicklung von Leben. Darauf weist der Physiker Don Page von der Universität Alberta in Kanada in einer Analyse der Ergebnisse seiner Kollegen hin. Demnach sei die kosmologische Konstante nicht optimal auf die Entstehung massereicher Teilchen abgestimmt. Mit einem anderen Wert hätten sich nach dem Urknall deutlich zahlreicher Galaxien, Sterne und bevölkerte Planeten gebildet.

Galaxien im jungen Universum | Für das Hubble Ultra Deep Field richteten Forscher die Kamera des Weltraumteleskops auf einen besonders dunklen Bereich des Himmels. Hier lichtete es tausende Galaxien aus dem frühen Universum ab.
Naturkonstanten bestimmen, wie sich das Universum entwickelt – und die kosmologische Konstante beeinflusst die Ausdehnung des Raumes an sich. Hätte sie einen zu kleinen Wert, wäre das All schon wieder in sich zusammengefallen, noch bevor sich die ersten Mikroben ihres Lebens freuten. Wäre ihr Wert dagegen zu groß, hätte es sich sehr schnell ausgedehnt und dadurch die vorhandene Materie stark verdünnt. Galaxien, Sterne und Planeten gäbe es nicht.

Doch zwischen diesen Extremen, schreibt Page, existiert ein Bereich, in dem die kosmologische Konstante sehr wohl andere Werte annehmen kann, ohne die Chance auf Leben zu zerstören. Im Gegenteil: Wäre sie geringfügig kleiner, hätte es bereits im frühen Universum sogar mehr Atome gegeben. Dadurch wäre die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Leben noch größer gewesen, vermutet Page.

Diese Aussage widerspricht der populären Annahme vom "Feintuning" der Naturkonstanten, nach denen selbst winzigste Veränderungen ihrer Werte Leben unmöglich machen würden. In diesem Bild ist unser Universum so speziell, dass viele Wissenschaftler der Meinung sind, dies erfordere eine besondere Erklärung: Das aus diesen Überlegungen hervorgegangene Anthrophische Prinip besagt, dass unser Universum automatisch für Lebensformen geeignet sein müsse, da wir sonst nicht hier wären, um es zu beobachten. Doch nach Page sind nicht nur andere Universen möglich, sie wären mit einer anderen kosmologischen Konstante sogar noch besser geeignet.

Andere Größen könnten aber ebenso wichtig für die Entwicklung massereicher Teilchen sein, schränkt Don Page ein, der sich nur auf die kosmologische Konstante konzentrierte. Bisher wisse kein Physiker, ob die verschiedenen Naturkonstanten voneinander abhängig sind. Ebenso unklar sei es, ob eine möglichst große Zahl massereicher Materieteilchen wirklich ein Garant für die Entstehung von Leben ist. (ku)

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