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Umwelt: Luftverschmutzung erreichte den Südpol noch vor dem Menschen

Die Industrialisierung hinterließ ihre Spuren in der Atmosphäre der Antarktis früher als gedacht.
Die Antarktis aus dem All gesehen

Im Dezember 1911 erreichte der norwegische Polarforscher Roald Amundsen als erster Mensch den geografischen Südpol. Die Luftverschmutzung kam allerdings bereits zwei Jahrzehnte früher in der Antarktis an, wie Forscher um Joe McConnell vom Desert Research Institute in Nevada nun herausfanden. Mit Hilfe von 16 Eisbohrkernen, welche die Wissenschaftler durch Bohrungen an unterschiedlichen Stellen des antarktischen Kontinents gewonnen hatten, erstellten sie ein ausführliches Profil der Bleibelastung in den letzten 410 Jahren. Dabei zeigte sich, dass bereits Ende des 19. Jahrhunderts die Industrieaktivitäten umliegender Staaten dafür sorgten, dass sich auch in den entlegensten Winkeln der Welt erhebliche Mengen des Schwermetalls in der Atmosphäre sammelten.

Blei kann Ökosysteme erheblich schädigen. Da es ansonsten kaum in der Luft vorkommt und verschiedene Verarbeitungsprozesse meist mit unterschiedlichen Isotopen einhergehen, ist es ein guter Messwert für die Umweltverschmutzung, die durch Industrieprozesse verursacht wird. McConnell und seine Kollegen entdeckten, dass sich die Bleikonzentration in der Atmosphäre bereits in den späten 1880er Jahren versechsfacht hatte – während zeitgleich im Süden Australiens der Bergbau und die industrielle Verarbeitung von Metallen begannen. Aufgrund dieses zeitlichen Zusammenhangs vermuten die Forscher, dass der Kontinent allein für die Luftverschmutzung in der Antarktis verantwortlich war. Die Bleikonzentrationen erreichten einen ersten Höhepunkt von 1900 bis 1920 und nahmen anschließend gegen Ende des zweiten Weltkrieges wieder ein wenig ab. Bis 1975 stieg die Belastung schließlich wieder an und blieb erhöht bis in die 1990er Jahre. Mittlerweile sind die Werte wieder gesunken – aber immer noch rund viermal so hoch, wie vor dem Beginn der Industrialisierung. "Unsere Messungen deuten darauf hin, dass sich in den vergangenen 130 Jahren rund 660 Tonnen Industrieblei auf der schneebedeckten Oberfläche der Antarktis abgelagert haben", so McConnell.

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