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Anthropologie: Verschwinden der Neandertaler neu datiert

Forscher haben systematisch Altersbestimmungen vorgenommen. Demnach verschwand der Neandertaler früher als gedacht und überall nahezu zeitgleich.
Neandertalerknochen von El Sidron

Datierungsexperten um Thomas Higham von der University of Oxford haben das Alter von zahlreichen Neandertalerfundstätten quer durch Europa neu bestimmt. Laut ihren Ergebnissen dürfte der Neandertaler spätestens vor 39 000 Jahren ausgestorben sein – und das relativ zeitgleich an allen Fundstätten vom Schwarzen Meer bis an die französische Atlantikküste.

Konkret datieren die Forscher das Verschwinden auf 39 000 bis 41 000 Jahre vor heute. Dazu hatten sie das Alter von insgesamt 196 Proben von 40 Fundstellen mit Hilfe der Radiokarbonmethode bestimmt.

Ihre Ergebnisse engen den Zeitraum ein, in dem der moderne Mensch mit dem Neandertaler in Kontakt getreten sein könnte: Nur mehr rund 5000 Jahre haben sich beide den europäischen Kontinent geteilt, schreiben die Forscher – kürzer als gedacht, aber lange genug für einen Technologietransfer: Auch nach den neuesten Ergebnissen ist es möglich, dass der anatomisch moderne Mensch den Neandertaler in der Spätphase kulturell beeinflusst hat. Über das Ausmaß dieser wechselseitigen Beeinflussung herrscht allerdings noch immer Streit in Fachkreisen.

Die Befunde von Higham und Co widersprechen auch einer gängigen Vorstellung, derzufolge die Neandertaler besonders auf der iberischen Halbinsel Jahrtausende länger überlebt hatten als anderswo. Das hatten entsprechend datierte Fundstücke nahegelegt.

Die Diskrepanz bei den Datierungen sorgt ebenfalls für Konflikte. Laut Higham und Kollegen hat erst ihr eigenes, verbessertes Verfahren bestimmte Schwächen der C-14-Datierung bei besonders alten Proben umgangen. Wie "Nature" jedoch schreibt, zweifeln nach wie vor einige Forscher an der Überlegenheit dieser neuen Methode.

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