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Virenforschung: Forscher kritisieren Regierungs-Veto für riskante Forschung

So genannte gain-of-function-Experimente sollen in den USA für ein Jahr ausgesetzt werden. Experten befürchten Schäden an wichtiger Forschung.
Influenzavirus

Nachdem die US-Regierung ein zeitweiliges Moratorium für Forschungen mit potenziell gefährlichen Viren angeordnet hat, protestieren nun Forscher gegen die Sperre. Sie befürchten, dass auch medizinisch und für den Seuchenschutz wichtige Forschung beeinträchtigt werden könnte. Das am 17. Oktober verkündete Moratorium zielt auf so genannte gain-of-function-Studien, bei denen erforscht wird, wodurch bestimmte Viren gefährlicher werden – indem man sie in genau diese Richtung verändert. Da dabei theoretisch hochgefährliche künstliche Erreger in Freiheit gelangen könnten, ist diese Art der Forschung umstritten, seit Forscher um Yoshihiro Kawaoka von der Universität Wisconsin–Madison 2012 auf diese Weise für Säugetiere gefährliche Vogelgrippeviren erzeugten.

Viele Forscher sind sich nun allerdings im Unklaren darüber, ob sie ihre Forschung fortsetzen können oder nicht – das Moratorium sei zu umfassend formuliert. Zudem befürchten Experten, dass auch die kommerzielle Medikamentenforschung zum Stillstand kommen könnte. Die Bedenken zielen vor allem auf die Unterbrechung laufender Experimente, die nach einem Abbruch nicht wieder zum Laufen gebracht werden können, sowie auf die aktuelle Virenüberwachung und Impfstoffentwicklung. Dort zum Beispiel seien gain-of-function-Experimente notwendig, um zu sehen, ob Erreger wie das Grippevirus leicht gegen neue Impfstoffe und Medikamente resistent werden können. Befürworter des Moratoriums hoffen, durch die Sperre Zeit zu gewinnen, um verbindliche Kriterien für die Forschung an gefährlichen Erregern zu formulieren.

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