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Mikrobieller Fingerabdruck: Schamhaare könnten Vergewaltiger entlarven

Während des Intimkontakts werden Schamhaare auf das Opfer übertragen - nun deutet sich ein Weg an, wie sich daraus Informationen über einen Vergewaltiger gewinnen lassen.
Forschung vor Hindernissen

An Schamhaaren lässt sich heutzutage eigentlich routinemäßig die Identität eines Menschen ermitteln – allerdings versagt das Verfahren meist, wenn die Haarwurzel fehlt. Doch selbst dann noch könnte bald eine Identifizierung des Täters gelingen, erklären Silvana Tridico von der Murdoch University in Perth und Kollegen: Die Bakteriengemeinschaft, die den Haaren anhaftet, scheint individuell genug zu sein, um einen Verdächtigen be- oder entlasten zu können.

Zu diesem Schluss kommen die Forensiker anhand einer Vorabuntersuchung an sieben Personen, von denen sie mehrfach Kopf- und Schamhaarproben sammelten. Mit Hilfe standardisierter Gentests bestimmten sie dann, welche Bakterien wie stark auf einem Haar vertreten waren. Es ergab sich ein eindeutiges Profil. Das heißt, werden bei einem Vergewaltigungsopfer künftig fremde Schamhaare gefunden, könnten sie auf eine Übereinstimmung mit mutmaßlichen Tätern hin überprüfen lassen.

Allerdings weisen die Wissenschaftler selbst daraufhin, dass erst noch umfassendere Untersuchungen notwendig sind, bis sich ihre Erkenntnisse im Gerichtssaal verwerten lassen. Die Stichprobengröße bei ihrer aktuellen Studie war zu klein für definitive Aussagen über die Gültigkeit ihrer Methode.

Unter den Probanden befand sich auch ein Pärchen, das regelmäßig Geschlechtsverkehr miteinander hatte – was sich den Forschern durch eine Angleichung im Schamhaar-Mikrobiom verriet. Offenbar kommt es zumindest bei wiederholtem Intimkontakt auch zu einer Übertragung dieser Bakterien. Derartige Informationen könnte sich ebenfalls eines Tages vor Gericht nutzen lassen.

Überhaupt sei die Fahndung nach dem "mikrobiellen Fingerabdruck" ein viel versprechender Ansatz in Fällen, in denen eindeutige Spuren wie Blut oder Sperma fehlten, erklären Tridico und Kollegen – nicht nur auf Schamhaaren. So könnten sich auch Benutzer einer Computertastatur durch charakteristische bakterielle Hinterlassenschaften auf den Tasten verraten.

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