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Atomunfall: Dezimiert Strahlung Fukushimas Vögel?

Rund um die havarierten Reaktoren zählen Forscher weniger Singvögel als vor dem Unglück.
Fukushima I

Seit der Kernschmelze im Atomkraftwerk Fukushima Dai-Ichi im Jahr 2011 sind die Vogelpopulationen in der Region teils drastisch zurückgegangen. Das berichtet eine Arbeitsgruppe um Timothy Mousseau von der University of South Carolina nach drei Jahren systematischer Zählung. Bestes Beispiel sei die Rauchschwalbe, deren Population in Fukushima seit dem Unglück auf einige dutzend Exemplare gesunken ist. Ähnlich sieht die Lage bei den meisten anderen Singvögeln der Region aus. Allerdings ist der Mechanismus, durch den die Vögel dezimiert werden, noch nicht klar: Frühere Studien hatten keine Indizien für Erbgutschäden bei Rauchschwalben gefunden, und auch in der aktuellen Untersuchung ist der Zusammenhang zwischen Strahlung und weniger Nachwuchs nur schwach ausgeprägt.

Welche Auswirkungen ein Atomunfall auf die Tierwelt vor Ort hat, ist seit Jahren umstritten. Zwar erholen sich in der Schutzzone von Tschernobyl dezimierte Großtiere durch die Abwesenheit des Menschen, die Langzeitfolgen der Strahlung für Ökosysteme sind aber kaum bekannt. Anhand ihrer Inventur der Bestände von Insgesamt 57 Singvogelarten untersuchten Mousseau und sein Team jetzt die Auswirkung des Strahlenunglücks auf Tiere, die mit menschlicher Präsenz recht gut klarkommen. Die sinkenden Populationen scheinen eine eindeutige Antwort zu geben, allerdings bleiben Widersprüche und Verständnislücken. So nahmen die Vogelpopulationen im ersten Jahr nach dem Unglück keineswegs in den am stärksten verstrahlten Gebieten am stärksten ab. Zusätzlich scheinen die Effekte im Widerspruch zu Beobachtungen aus der Tschernobyl-Region zu stehen: In Japan betrifft der Rückgang vor allem standorttreue Vögel, in Tschernobyl trifft es Zugvögel härter, obwohl die nicht das ganze Jahr in der verstrahlten Region verbringen.

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