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Sucht: Virtuelle Therapie soll Alkoholentzug erleichtern

Wer einmal in die Suchtfalle getappt ist, muss viel Willensstärke aufbringen, um dem Alkohol dauerhaft abzuschwören. Könnte ein Training in der virtuellen Welt dabei helfen?
Alkoholrausch

Forscher um Doug Hyun Han von der Chung-Ang University in Seoul, Korea, haben erstmals eine neue Therapieform für Menschen getestet, die an einer Alkoholabhängigkeit leiden. Das Besondere daran: Statt im echten Leben werden die Patienten sozusagen in der virtuellen Welt behandelt. Der Idee ist dabei nicht völlig neu. Solche "Virtual-Reality-Therapien" kommen auch heute schon bei Menschen zum Einsatz, die etwa unter Phobien oder einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden. Unter kontrollierten Bedingungen sollen sie dabei mit ihren Ängsten und Problemen konfrontiert werden, damit sie lernen, mit den entsprechenden Situationen auch im echten Leben besser umzugehen.

Um zu schauen, ob sich dieses Prinzip auch auf Suchterkrankungen anwenden lässt, schickten die Forscher zwölf Probanden auf Alkoholentzug zehn Sitzungen lang regelmäßig in die virtuelle Welt. Dabei wurden die Versuchsteilnehmer etwa absichtlich in Versuchung geführt, wieder zur Flasche zur greifen oder waren im Gegenteil von kranken Personen umgeben, denen der Alkoholkonsum gar nicht gut bekommen war. Hirnscans, die die Wissenschaftler vor und nach der Therapie anfertigten, zeigten erste Hinweise darauf, dass die Behandlung zumindest auf neuronaler Ebene fruchtete: Hatte sich bei den Probanden zuvor ein erhöhten Hirnstoffwechsel in jenen Regionen gezeigt, die mit dem Belohnungssystem assoziiert sind, normalisierte sich der Metabolismus durch die Therapie schließlich wieder. Das werten die Forscher als Hinweis darauf, dass auch das Verlangen nach Alkohol gedämpft wurde.

Um die Behandlung als viel versprechend zu feiern, ist es allerdings noch zu früh. Han und seine Kollegen hatten bei ihrem Versuch nur eine sehr geringe Probandenzahl. Die virtuelle Therapie wird sich daher zunächst noch in wesentlich größeren Studien beweisen müssen. Erst dann lässt sich sagen, ob sie Suchtkranken wirklich hilft, trocken zu bleiben – und zwar auch langfristig.

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  • Quellen
Journal of Studies on Alcohol and Drugs 76, S. 620–627, 2105

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