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Artenvielfalt: Riesengleiter sind vielfältiger als vermutet

Colugomutter mit Kind
Die mit den Primaten nahe verwandten Colugos, auch Flattermakis oder Riesengleiter (Dermoptera) genannt, sind artenreicher als gedacht, glauben Jan Janecka von der Texas A&M University in College Station und seine Kollegen. Zumindest eine der zwei bislang bekannten Spezies, der "Sunda-Colugo", sei eigentlich eine Sammelgruppe von drei tatsächlich voneinander unabhängigen Arten.

Colugo im Gleitflug | Colugos betreten nur selten den Boden. Ihre Gleitflüge tragen sie zielsicher von Baum zu Baum. Hier ist auch ihre Nahrung zu finden: Blätter, Blüten und andere Pflanzenteile.
Die Forscher hatten dies anfänglich nur vermutet, nachdem sie auffällige Größen- und Farbunterschiede verschiedener Sunda-Colugos auf dem indonesischen Archipel beobachtet hatten. Mit DNA-Untersuchungen zeigten sie dann, dass die auf Borneo, Java und dem indonesischen Festland lebenden Riesengleiter tatsächlich unterschiedliche Spezies repräsentieren.

"Einige der isolierten Unterarten könnten einzigartige Spezies sein – und ausgestorben, bevor wir sie kennen!"
(Jan Janecka)
Jeder geografisch getrennte Lebensraum der Region beherberge demnach eine eigene Colugo-Art, so die Wissenschaftler. Einige weitere Riesengleiterarten dürften demnach wohl noch ihrer Entdeckung harren, zum Beispiel in räumlich recht isolierten Populationen der Tiere auf Java, spekuliert Janecka.

Malaien-Colugo mit Baby | In Gefangenschaft sterben die Riesengleiter meist nach wenigen Tagen. Man vermutet, dass sie das Futter nicht vertragen.
Die große, bislang unterschätzte Bandbreite der Dermoptera könnte mit der ungewöhnlichen Fortbewegungsstrategie der Tiere in einer sich ständig wandelnden Umgebung zu tun haben: Zwar können Flattermakis von Baum zu Baum durch die Luft gleiten, größere, baumlose Strecken zu Fuß aber nicht meistern. Der wald- und flussreiche Lebensraum der Tiere – "Sundaland", die heutigen Inseln des Sunda-Archipels aus Sumatra, Borneo und Java – ist in den letzen zehn Millionen Jahren immer wieder durch Meeresspiegelschwankungen verbunden und getrennt worden. Dies könnte immer wieder für räumlich isolierte Gruppen der wenig mobilen Riesengleiter gesorgt und so die Artenbildung begünstigt haben.

Colugo mit Baby im Gleitflug | Colugos sind die nächsten Verwandten der Primaten.
Tatsächlich könnten daher auch viele der bislang nicht als besonders gefährdet, weil als weit verbreitet angesehenen Dermoptera vom Aussterben bedroht sein, warnt Janecka: "Einige der kleinen, isolierten Populationen, die bisher als Unterarten eingestuft wurden, könnten in Wirklichkeit einzigartige Spezies sein – und aussterben, bevor wir überhaupt wissen, dass es sie gibt." (jo)

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  • Quellen
Murphy, W. J. et al.: Evidence for Multiple Species of Sunda Colugos. In: Current Biology 18(21), 2008.

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