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Kommunikation: Klickgeräusche verraten Wal-Individualität

Pottwal
Vor Alaska sind fressende und mit Klicklauten kommunizierende Pottwale Forschern in eine aufwändige Ozean-Videofalle geschwommen. Delphine Mathias und Aaron Thode von der Scripps Institution of Oceanography in San Diego hatten Mikrofone und Kameras an Schleppleinen von Kabeljau-Trawlern befestigt. Die dabei entstandenen Aufnahmen vom Waltreiben in rund 100 Meter Wassertiefe lassen anhand der Klicklaute Rückschlüsse auf die Gestalt von Kopf und lauterzeugenden Organen der Tiere zu und ermöglichen so, individuelle Töne einzelnen Walen zuzuordnen. Dies könnte dazu führen, bald die Populationen der Tiere auch in großen Tiefen allein anhand der weit schallenden Geräuschkulisse zu analysieren.

Kamera zum Pottwalfilmen | Eine Kamera in 70 Meter Wassertiefe fängt noch genügend Licht von der Oberfläche, um die Technik von an Langleinen rüttelnden Pottwalen aufzuzeichnen. Vor Sitka, Alaska, gelangen mit ihr erstmals Bild- und Ton-Aufnahmen von per Klicklaut kommunizierenden Walen beim Leinenabrütteln.
Seit mehreren Jahren ist bekannt, dass sich die sonst einzeln in dunkler Tiefe jagenden großen Zahnwale (Physeter macrocephalus) an Langleinen sammeln, die weniger als 100 Meter unter der Wasseroberfläche liegen. Dort grasen sie den Fang ab und minimieren so erheblich den Ertrag der Kabeljau-Fischereiflotten. Offenbar lernen die Tiere, dass bestimmte mit dem Leinenschleppen einhergehende Geräusche einfache Beute versprechen, hatten Forscher schon 2004 herausgefunden. Die neuen Untersuchungen enthüllen nun die Technik der diebischen Meeressäuger: Die Tiere ziehen an einem Leinenende und rütteln dabei den Kabeljau wieder vom Haken, um ihn massenhaft selbst zu verspeisen.

Mit Mathias und Thodes Aufnahmen können Forscher nun auf die Menge des Walrats und der "Junk"-Fettkörper einzelner klickender Tiere schließen und dies mit dem Kopf und der individuellen Gestalt der Zahnwale korrelieren. Walrat oder Spermaceti bezeichnet eine wachsähnliche Substanz im Körper von Pottwalen. Früher ist diese etwa als Additiv für Getriebeöl stark nachgefragt gewesen, was vor einem Walfangmoratorium 1985 zur massiven Bejagung der Tiere beigetragen hat. Walrat, sowie das aus einer geordneten Folge von Bindegewebe und Fettblasen bestehende Junk-Areal im Kopf sollen die Lauterzeugung der Tiere ermöglichen. Forscher vermuteten schon früher, das durch die charakteristische Linsenform der Fettblasen Schall fokussiert wird und die zur Echoorientierung dienenden Klicklaute somit gerichtet abgegeben werden.

Die von Pottwalen abgegebenen Klicks gehören zu den lautesten Tönen des Tierreichs. Sie sind leicht auch aus der üblichen Jagdtiefe der Pottwale zwischen 300 bis 2000 Metern aufzuzeichnen, bislang konnte man die Klicks aber nie einzelnen Tieren zuordnen. Sollte dies in Zukunft gelingen, so könnten viel leichter Daten über die Menge der Wale in der Tiefe gesammelt werden, hoffen Mathias und Thodes. Die globale Pottwalpopulation hat sich noch immer nicht von der massiven Jagd im vergangenen Jahrhundert erholt, das Tier gilt als gefährdete Art. (jo)

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