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Raumfahrt: Wenn der Mond die Erde passiert

Der zur Überwachung der Sonne dienende Satellit DSCOVR beobachtete mit seiner Kamera EPIC den Durchgang des Mondes vor der Erde. Die Aufnahmen entstanden vom Lagrangepunkt L1, anderthalb Millionen Kilometer von der Erde in Richtung Sonne entfernt.
Die Erde mit Afrika und Europa

Der Anblick der Erde aus dem Weltraum gehört sicherlich zu den attraktivsten Szenen in unserem Sonnensystem. Nun konnte der zur Überwachung der Sonne dienende Satellit DSCOVR, das "Deep Space Climate Observatory", einen besonderen Vorgang verfolgen, den Durchgang des Vollmonds vor der rotierenden Vollerde. Die Bilder wurden am 16. Juli 2015 mit der Kamera EPIC, der "Earth Polychromatic Imaging Camera" aufgenommen. DSCOVR hält sich am Lagrangepunkt L1 auf, rund anderthalb Millionen Kilometer von der Erde in Richtung Sonne entfernt. Hier herrscht ein dynamisches Kräftegleichgewicht zwischen der Gravitation der Erde und der Sonne, so dass sich hier ein Satellit mit nur kleinen Schubmanövern praktisch unbegrenzt aufhalten kann.

Der Vollmond passiert die Erde am 16. Juli 2015 | Erde und Mond geben ein prächtiges kosmisches Gespann ab, wie auf dieser Aufnahme des Sonnenbeobachtungssatelliten DSCOVR zu sehen ist. Am 16. Juli 2015 dokumentierte DSCOVR vom Lagrangepunkt L1, der rund anderthalb Millionen Kilometer von der Erde in Richtung Sonne entfernt ist, den Durchgang unseres Trabanten vor der rotierenden Erdkugel. Der Anblick des Mondes ist unvertraut, denn wir blicken auf dessen vom Erdboden aus immer unsichtbare Rückseite. Der dunkle Fleck bei etwa "10 Uhr" ist das Mare Moscoviense, ein großer Einschlagkrater. Bei etwa "8 Uhr" ist nahe zum Rand hin der Krater Ziolkowski mit seinem markanten hellen Zentralberg umgeben von dunkler Lava zu sehen. Den unteren Bereich der Mondrückseite nimmt das dunkle Südpol-Aitken-Becken ein, es ist mit einem Durchmesser von 2500 Kilometern das größte Einschlagbecken auf dem Mond.

DSCOVR überwacht unseren Stern und soll vor allem vor der Ankunft von Stoßwellen im Sonnenwind warnen, die durch Ausbrüche auf der Sonne entstehen. Sie können heftige geomagnetische Stürme verursachen, die unter anderem Satelliten zerstören oder die Stromversorgung am Erdboden zusammenbrechen lassen. Für die Beobachtung der Sonne ist der Lagrangepunkt L1 ideal, denn hier ist die Sonne immer zu sehen und liefert Energie zum Betrieb des Satelliten. Zudem wandern Erde und Mond nicht ins Blickfeld der Sonnenüberwachungsgeräte.

Auf der Rückseite des Satelliten ist die EPIC-Kamera montiert, sie blickt aus Richtung der Sonne, so dass unser Planet immer als Vollerde erscheint. Im Gegensatz zu den Bildern der geostationären Wettersatelliten steht hier die Erdkugel nicht fest, sondern rotiert. Zudem ist die sich verändernde Ausrichtung der Erdachse im Rhythmus der Jahreszeiten zu sehen. Derzeit herrscht Nordsommer, und der Nordpol zeigt in Richtung der Sonne. Nur etwa zweimal im Jahr befinden sich DSCOVR, die Erde und der Mond so auf einer Linie, dass der Erdtrabant aus Sicht des Satelliten vor der Erdkugel durchläuft.

© NASA, DSCOVR EPIC
Mond passiert die Erde

Diese Bildsequenz begann am 16. Juli 2015 um 23:50 Uhr MESZ und endete am 17. Juli um 02:45 Uhr MESZ. Der Mond passiert die Erde über den blauen Weiten des Pazifischen Ozeans. Am oberen rechten Rand der Erde zeigt sich Nordamerika, während gegen Ende der Sequenz am linken unteren Rand Australien ins Blickfeld rotiert. Erde und Mond sind aber auf diesen Aufnahmen nicht im richtigen Größenverhältnis zueinander zu sehen, da der Mond der Kamera EPIC rund 384 000 Kilometer oder rund 25 Prozent näher ist als die Erde und somit größer erscheint, als er es in Wirklichkeit ist. Tatsächlich hat der Mond nur etwa ein Viertel des Erddurchmessers.

Unser Trabant erscheint auf diesen Bildern unvertraut, denn wir sehen auf seine Rückseite, deren direkter Anblick uns Erdbewohnern auf ewig verwehrt ist. Der auffällige dunkle Fleck bei etwa "10 Uhr" ist das Mare Moscoviense, ein großes Einschlagbecken. Den unteren Bereich der Mondscheibe nimmt das dunkle Südpol-Aitken-Becken mit einem Durchmesser von 2500 Kilometern ein. Es ist der größte Einschlagkrater auf dem Mond. Wäre das Objekt, das hier vor rund vier Milliarden Jahren auf dem Erdtrabanten einschlug, nur geringfügig größer und massereicher gewesen, so hätte es den Mond völlig zertrümmern können. Noch heute liegt der Boden dieses Beckens rund neun Kilometer tiefer als die umgebenden Mondregionen.

Im September 2015 wird DSCOVR seinen Routinebetrieb aufnehmen. Dann wird die NASA die Bilder der EPIC-Kamera rund 12 bis 36 Stunden nach Empfang ständig auf einer noch zu erstellenden speziellen Website veröffentlichen. Es wird sich lohnen, dort unsere Erde zu betrachten, wie sie rotiert und sich die Jahreszeiten über ihr ausbreiten.

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