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Paläo-Diät : Uns fehlen die richtigen Darmbakterien

Im Darm von Jägern und Sammlern ist ein Bakterium beheimatet, das den Menschen schon seit Urzeiten begleitet. Doch beim Durchschnittswestler ist es gänzlich verschwunden.
Eine große Portion Fleisch

Sich so zu ernähren, wie es unsere steinzeitlichen Vorfahren vermutlich einst taten, gilt einigen Menschen als Weg zu einem gesunden Lebensstil. Doch möglicherweise ist es mit der reinen Auswahl ursprünglicher Nahrungsmittel nicht getan. Wie sich zeigt, unterscheidet sich auch die Darmflora von Menschen mit traditionellem Lebensstil eindeutig von der eines Durchschnittswestlers.

Insbesondere eine Bakteriengattung fällt durch ihr völliges Fehlen bei Menschen aus Industrieländern auf: Treponema. Wissenschaftler um Cecil Lewis von der University of Oklahoma in Norman bestätigen diesen an namibischen Jägern und Sammlern gemachten Befund durch eigene Analysen beim Volk der Matses in Peru. Nicht nur tummelten sich in deren Stuhlproben die zu den Spirochäten gehörenden Treponema-Bakterien; die Bewohner des Amazonasregenwalds hatten insgesamt auch eine auffällig vielfältigere Darmflora als Menschen der Kontrollgruppe aus Oklahoma.

Verschiedene Treponema-Arten sind als Krankheitskeime bekannt, etwa der Syphiliserreger. Die bei den Matses entdeckten Stämme ähneln allerdings anderen Arten, die man unter anderem aus dem Schweinedarm kennt, wo sie für die Verdauung von Kohlehydraten zuständig zu sein scheinen. Da sich Treponema bei den vielen voneinander isolierten traditionellen Gesellschaften weltweit zeigt und zudem auch bei uns verwandten Primaten nachweisbar ist, halten Lewis und Kollegen die Bakteriengattung für einen alten Begleiter, der Menschen aus Industrieländern offenbar irgendwie abhandengekommen ist, berichtet das Magazin "Science".

Die entscheidende Frage sei nun, welche Funktion Treponema im menschlichen Darm übernimmt und welche Folgen ihr Fehlen hat. Es zeige sich immer deutlicher, dass ein vielfältiges Darm-Mikrobiom eine Schutzfunktion ausübt, erläutert Koautorin Christina Warinner, ebenfalls von der University of Oklahoma. Es verhelfe der Verdauung zu einer gewissen Flexibilität und Widerstandskraft. "Selbst wenn man also eine echte Paläo-Ernährung nachbilden könnte, würden immer noch die ursprünglichen Darmbakterien fehlen, die bei der Verdauung im Paläo-Darm mitwirkten", fasst Lewis zusammen.

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