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Evolution: Veganismus rottete den Höhlenbären aus

Der eiszeitliche Großsäuger war vermutlich zu spezialisiert, um die Veränderungen von Klima und Vegetation zu überstehen.
Zwei Skelette von Höhlenbären, mit Drahtgestellen aufgerichtet

Der Höhlenbär war eine imposante Erscheinung – mit etwa 170 Zentimetern Schulterhöhe und einer Rumpflänge von über drei Metern überragte er sogar den Braunbären. Doch wie die Arbeitsgruppe von Hervé Bocherens vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment (HEP) an der Universität Tübingen jetzt anhand von Knochen aus den Höhlen von Goyet in Belgien festgestellt hat, war Ursus spelaeus ein sanfter Riese. Die Zusammensetzung der Isotopen häufiger Elemente deutet auf eine rein pflanzliche Kost hin – demnach war der Bär fast völlig Veganer, analog zum modernen Pandabären. Bocherens vermutet, dass diese spezialisierte Ernährung zu seinem Aussterben beitrug. Der Bär habe sich nicht schnell genug an verändertes Klima und Schwankungen in der Vegetation anpassen können.

Die Gruppe aus Tübingen untersuchte das Kollagen aus den Knochen – jenes Eiweiß, das dem Skelett seine Elastizität gibt. Die Mengenverhältnisse der stabilen Stickstoffisotope 14N und 15N geben Auskunft über den Anteil von pflanzlicher und tierischer Nahrung: Demnach waren die Höhlenbären reine Veganer. Moderne Braunbären dagegen sind Allesfresser. Sie verspeisen Früchte und Beeren ebenso gerne wie einen frischen Lachs oder den Inhalt von Mülltonnen. Diese Ernährungsweise macht sie äußerst flexibel, so dass sie die verbreitetste Bärenart sind. Für ein so großes Tier hat pflanzliche Nahrung einige Nachteile. Der Höhlenbär musste vermutlich sehr viel Nahrung zu sich nehmen und hatte möglicherweise – wie der sich ebenfalls fast ausschließlich vegetarisch ernährende Große Panda – einen reduzierten Stoffwechsel. In Kombination mit dem geringeren Pflanzenangebot sei das der wesentliche Faktor für den Untergang des Tiers gewesen.

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