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Megafauna: 10 gigantische Tiere der Erdgeschichte

Mammut und Mastodon

Das Zeitalter der Megafauna scheint leider vorerst vorbei: Die Mehrheit der richtig großen Tiere ist zumindest an Land bereits ausgestorben. Doch ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Extreme hat es seit Beginn des Lebens immer gegeben – und sie werden wohl auch in der Zukunft nach uns Menschen wiederkehren.

10. Aegirocassis benmoulae – der Blauwal des Kambriums |

Zu den ersten richtigen Riesen der Ozeane gehörten die Anomalocarididae – auf Deutsch so etwas wie "ungewöhnliche Garnelen". Tatsächlich erinnert ihre Form ein wenig an Garnelen, und sie gehören auch zu den urigsten Verwandten der heutigen Insekten und Krebse. Meterlang konnten diese Tiere aus dem Kambrium vor 400 bis über 500 Millionen Jahren werden, doch nicht alle von ihnen waren gefürchtete Räuber, wie Paläontologen lange annahmen. Der abgebildete Aegirocassis benmoulae beispielsweise lebte eher wie unsere heutigen Bartenwale: Ruhig glitt er durch die Ozeane und filtrierte Plankton aus dem Wasser, während seine Vettern mit dornenbewehrten Fangzangen Jagd auf größere Beute machte. Immerhin: Seine ruhige Lebensweise sorgte dafür, dass A. benmoulae zu einem der größten bekannten Gliederfüßer heranwuchs.

9. Eurypterus – die Riesenskorpione aus dem Perm |

Zum Ende der Herrschaft der Anomalocariden entwickelten sich in den Ozeanen bereits die nächsten gigantischen Gliederfüßer: die See- oder Riesenskorpione wie dieses Exemplar der Gattung Eurypterus. Ihre Blütezeit lag im Ordovizium bis zum Perm vor 480 bis 250 Millionen Jahren. Unter ihnen existierten womöglich bereits einige Arten, die zumindest kurzfristig an Land gehen konnten, doch die meisten lebten dauerhaft im Meer. Sie sind weitläufig mit den Spinnen verwandt und erbeuteten mit ihren bezahnten Kieferzangen wohl auch schon die damaligen Wirbeltiere – zumindest kleinere Fische mussten sich vor ihnen in Acht nehmen.

8. Metoposaurus algarvensis – der Riesensalamander von der Algarve |

Der Name täuscht: Metoposaurus algarvensis hatte nichts mit den Dinosauriern zu tun – im Gegenteil, die Art gehörte zu einer noch älteren Tierklasse, den Amphibien. Und natürlich kam es auch unter den Lurchen immer wieder zu Großformen wie diesem erst 2015 beschriebenen Riesensalamander. Mit einer Länge von bis zu zwei Metern und einem Gewicht von rund 100 Kilogramm übertrafen diese räuberischen Lurchen selbst noch die Chinesischen Riesensalamander (Andrias davidianus), die heute die größten lebenden Amphibien darstellen: Einzelne Berichte sprechen davon, dass es zumindest früher in klaren Bergbächen bis zu 1,8 Meter lange Exemplare gab.

7. Sarcosuchus imperator – das Superkrokodil aus Afrika |

Die Kreidezeit und der Jura sind die Ära der Giganten. Doch nicht nur Dinosaurier neigten damals zum Größenwachstum, sondern auch verwandte Linien wie die Krokodile, die bereits seit 250 Millionen Jahren leben. Zu den imposantesten Vertretern dieser urigen Tierordnung gehörte sicherlich Sarcosuchus imperator aus Afrika, der im Englischen auch als SuperCroc bezeichnet wird. Mit einer Länge von bis zu zwölf Metern steckte er selbst die heutigen Leistenkrokodile in die Tasche, deren längstes bekanntes Exemplar etwas länger als sechs Meter war, die aber immerhin bis zu einer Tonne wiegen können. Übertroffen wurde das prähistorische Superkrokodil allerdings von urzeitlichen Verwandten wie Purussaurus brasiliensis, der zudem mit einem regelrechten Stahlgebiss ausgestattet war.

Gigantosaurier – ein noch namenloser Riese aus Patagonien |

Das Bild spricht Bände: Schon der Oberschenkelknochen ist länger als ein erwachsener Mann. Und das Gewicht des noch namenlosen Sauriers aus der Kreidezeit vor 95 bis 100 Millionen Jahren entsprach dem einer kleineren Elefantenherde. Bis zu 80 Tonnen wog die Art aus der Gruppe der Titanosaurier, sie war 40 Meter lang und 20 Meter hoch, wenn das Tier seinen Hals reckte. Der verwandte Argentinosaurus brachte es dagegen wohl "nur" auf rund 70 Tonnen. Zuerst stieß ein ortsansässiger Landwirt bei La Flecha auf die Knochen und alarmierte die Paläontologen eines nahe gelegenen Museums. Das Team um José Luis Carballido grub anschließend mehr als 150 teils sehr gut erhaltene Knochen aus, was den bislang umfangreichsten Fund eines derartigen Riesen darstellt.

5. Titanoboa – die wahre Riesenschlange |

Selbst Tigerpythons und Anakondas – die größten und schwersten Schlangen unserer Zeit – nehmen sich mickrig aus gegenüber Titanoboa cerrejonensis: Die Riesenschlange aus dem Paläozän vor rund 60 Millionen Jahren wog bis zu eine Tonne und wurde 14 Meter und länger. Sie lebte in den feuchtheißen Regenwäldern Südamerikas, wo 2009 Überreste in einem Kohlebergbau im Nordosten Kolumbiens frei gelegt wurden. Die Mine ist eine Goldgrube für Paläontologen: Sie entdeckten dort unter anderem auch eine reifengroße Schildkröte.

4. Pelagornis – der A380 unter den Vögeln |

"Der obere Flügelknochen ist länger als mein gesamter Arm." Mit diesen Worten deutet Dan Ksepka vom Bruce Museum in Greenwich bereits die gewaltigen Dimensionen von Pelagornis sandersi an: Der fossile Seevogel aus der Zeit des Oligozäns vor rund 25 Millionen Jahren gehört zu den gigantischsten flugfähigen Vögeln, die die Wissenschaft bislang gefunden hat. Mit einer Flügelspannweite von etwa 6,4 Metern lässt er heutige Riesen wie den Königsalbatros oder den Andenkondor wie Kleinvögel aussehen – beide bringen es auf maximal die halbe Flügellänge. Nur der bisherige Rekordhalter aus Argentinien, der Riesengeier Argentavis magnificens, könnte die von Ksepka beschriebene Art auf die Plätze verweisen, denn er brachte es wahrscheinlich auf sieben Meter Spannweite.

3. Megalodon – und der Weiße Hai kann einpacken |

Mit bis zu 18 Metern Länge und 50 Tonnen Gewicht war der ausgestorbene Riesenhai Megalodon der ozeanische Schrecken seiner Zeit, dem Pliozän, das vor etwa 2,5 Millionen Jahre endete – der Weiße Hai wirkt verglichen damit fast wie ein Zwerg. Das zeigt auch ein Blick auf die Zähne: Die weißen Beißerchen des Weißen Hais wirken eher mickrig gegenüber dem fossilen Hauer von Megalodon. Mit seinem kräftigen Gebiss hielt der Riesenhai womöglich die Wale klein; zumindest zeugen Bissspuren in fossilen Walskeletten davon, dass Megalodon sie gerne fraß. Erst als er ausstarb, erlebten die Meeressäuger einen Wachstumsschub.

2. Glyptodon – das autogroße Gürteltier |

Vor der Ankunft der ersten Menschen beheimatete Südamerika ein beeindruckendes Bestiarium gigantischer Arten – darunter zum Beispiel die Riesengürteltiere der Gattung Glyptodon. Mit einer Länge von mehr als drei Metern und über einer Tonne Gewicht entsprachen sie ungefähr einem VW Käfer. Manche der Riesengürteltiere besaßen keulenartige Schwänze, mit denen sie wuchtig zuschlagen und sich verteidigen konnten. Gegen die modernen Jäger der Art Homo sapiens nützte ihnen diese Waffe jedoch nichts mehr: Bald nach Ankunft der ersten Menschen in Amerika starben die urigen Säugetiere vor 12 000 Jahren leider aus.

1. Blauwal – größer ist heute keiner |

Im Gegensatz zu den Landtieren, wo die meisten Arten der nach der Eiszeit vorhandenen Megafauna ausgestorben sind, haben die Riesen des Meeres mehr Glück gehabt. Trotz der erbarmungslosen Jagd und Überfischung existieren in den Ozeanen weiterhin gigantische Lebewesen wie der Blauwal – das wohl schwerste Tier aller Zeiten mit einem Gesamtgewicht von 130 Tonnen und mehr. Der Walfang setzte ihnen schwer zu, und bis heute haben sich die Bestände allenfalls regional erholt. Da die Jagd aber zumindest zurzeit verboten ist, besteht Hoffnung, dass sich die Blauwale bald wieder häufiger in den Meeren zeigen.

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