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Lexikon - L 7 Lexikon - M 2

Astro-Lexikon M 1


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Machscher Kegel

Der Machsche Kegel ist eine spezielle Struktur in der Akustik, die bei Körpern beobachtet wird, die sich schnell durch ein Medium bewegen.

Über- und Unterschallgeschwindigkeit

Der Machsche Kegel wurde nach dem österreichischen Physiker und Philosophen Ernst Mach (1838 - 1916) benannt. Er betrachtete die Ausbreitung von Schallwellen, wenn sich Objekte durch ein Medium (z.B. Luft, Wasser) bewegen. Bewegungen schneller als der Schall im betreffenden Medium nennt man supersonisch. Die Machzahl übersteigt dann den Wert 1. Demgegenüber gibt es die subsonischen Bewegungen mit Geschwindigkeiten unterhalb der Schallgeschwindigkeit.

Einhüllende von Schockwellen ist ein Kegel

Bewegt sich ein Objekt schneller als mit Schallgeschwindigkeit (im Allgemeinen abhängig von der Temperatur und der Zusammensetzung des Mediums) im betreffenden Medium, so bilden sich im Medium an der Spitze des Objektes Stoßwellen aus, so genannte Schockwellen. Entlang der Bahn des supersonisch bewegten Körpers werden in jedem Punkt kugelförmige Schockwellen angeregt, die ins Medium propagieren. Die Kugelwellen an jedem Bahnpunkt weisen dabei verschiedene Radien auf, je nachdem wie viel Zeit sie hatten, um zu propagieren. Der Radius ist deshalb größer bei Bahnpunkten, die der Körper vor längerer Zeit passiert hat, als bei dem Punkt, wo er sich aktuell befindet: hier bildet sich die Kugelwelle gerade erst aus und hat einen kleinen Radius. Die Überlagerung all dieser kugelförmigen Stoßwellen, die Einhüllende, formt deshalb einen Kegel, den man Machschen Kegel nennt. Der Sinus des halben Öffnungswinkels des Kegels, des so genannten Machschen Winkels, entspricht gerade dem Quotienten aus Schall- zur Bewegungsgeschwindigkeit des Körpers. Der Machsche Winkel ist also umso kleiner, je schneller sich der Körper im Medium bewegt.

Analogie zur Cerenkov-Strahlung

In der Strömungsmechanik, Hydro- und Aerodynamik machen sich die Schockwellen akustisch bemerkbar. Der Überschallknall pflanzt sich mit den Schockwellen fort und ist hörbar (bekannt z.B. bei tief fliegenden Düsenjets).
Es gibt jedoch das analoge, optische Pendant: die Cerenkov-Strahlung. Dies ist gerade diejenige elektromagnetische Strahlung, die von Quellen emittiert wird, die sich schneller, als mit der Lichtgeschwindigkeit im betreffenden Medium (der Phasengeschwindigkeit) fortbewegen. Bei der Beschreibung der Cerenkov-Strahlung tritt eine verwandte Physik auf, nur dass die emittierten Wellen nicht mehr akustischer, sondern elektromagnetischer Natur sind. Die Begriffe Machscher Kegel und Machscher Winkel werden hier bisweilen auch ersetzt durch Cerenkov-Kegel und Cerenkov-Winkel.
Sobald ein Körper, der sich durch das Medium bewegt, eine höhere Geschwindigkeit als die Lichtgeschwindigkeit im betreffenden Medium hat (superluminale Bewegung), kommt es zur Emission der Cerenkov-Strahlung. Die Cerenkov-Strahlung ist gewissermaßen ein Regulator, um den superluminal bewegten Emitter auf die Phasengeschwindigkeit im betreffenden Medium abzubremsen. Bei diesem Phänomen kommt es zu keinem Zeitpunkt zur Verletzung der Speziellen Relativitätstheorie, weil die Vakuumlichtgeschwindigkeit c nie überschritten wird.

Machsches Prinzip

Das Machsche Prinzip ist eines der wesentlichen Prinzipien, das Albert Einstein zu seiner Allgemeinen Relativitätstheorie (ART) inspirierte. Einstein setzte sich mit diesem Prinzip stark auseinander, weil er erkannte, dass es Raumzeit nur in Verbindung mit Materie zulässt. Für Einstein hatte die Raumzeit allerdings einen unabhängigen Charakter (vergleiche Vakuum-Feldgleichungen der ART). Neben dem Machschen Prinzip sind wichtige Konzepte, die die ART beeinflussten das Äquivalenzprinzip, das Kovarianzprinzip, das Korrespondenzprinzip und das Prinzip minimaler gravitativer Kopplung.

Der Pionier

Das Machsche Prinzip ist benannt nach dem österreichischen Physiker und Philosophen Ernst Mach (1838 - 1916), der sich aus einer eher philosophischen Perspektive Gedanken zum Gültigkeitsrahmen der Newtonschen Gesetze und ihrer Bedeutung für Bewegung machte (1893). Seine Arbeiten auf dem Gebiet der Physik sind bis heute von hohem Stellenwert (siehe auch Machscher Kegel und Machzahl).

Über das Wesen der Trägheit

In diesem Abschnitt soll es um grundsätzliche Aspekte von Bewegung, Trägheit und Masse gehen. Mach führte den Begriff der relativen Bewegung ein: Bewegung ist immer relativ zu einem Bezugspunkt definiert, zum Beispiel eine relative Bewegung gegenüber dem Hintergrund der Fixsterne. Er folgerte, dass über einen Körper in einem darüber hinaus leeren Universum keine Aussage gemacht werden kann, ob er sich bewege, weil eben der Bezugsrahmen fehle. Erst die Massenverteilung und die Bewegungszustände der Fixsterne legen den Bezugsrahmen fest und sind die Quelle der Trägheitskräfte (z.B. Zentrifugalkraft und Corioliskraft). In diesem Sinne bestimmen relativistisch gesprochen Masse und Energie (der Energie-Impuls-Tensor) dort, bei den Fixsternen, die Trägheit hier.

Die Trägheit ist also nichts anderes als ein Phänomen, das aus der Wechselwirkung aller Körper im Universum zustande kommt!

Die Beschleunigung, die man in der Newtonschen Bewegungsgleichung der Mechanik findet, ist also nur gegenüber einem Bezugsrahmen definiert. Es gibt keine absolute Beschleunigung (ebenso wenig wie einen absoluten Raum), sondern nur relative Beschleunigungen. Dieses Szenario kann man sich auch als Anfangswertproblem vorstellen: gegeben seien die Positionen und Bewegungszustände (Geschwindigkeitsvektoren) sämtlicher Körper im Universum zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die Lösung des Anfangswertproblems liefert sämtliche Trägheitseigenschaften von Testteilchen zu allen Zeiten, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Zukunft. Das 'Universum' ist dabei eine geschlossene, raumartige Hyperfläche, also ein geschlossener 3D-Raum. Die Lösung des Anfangswertproblems, einer Bewegungsgleichung, liefert dann den 4D-Raum, die Raumzeit, in Vergangenheit und Zukunft.

Aus dem Machschen Prinzip folgt axiomatisch:

  • Materieverteilungen bestimmen Geometrie.
  • Ohne Materie, keine Geometrie.
  • Ein Körper im leeren Universum hat keine Trägheitseigenschaften.

Bezug zu Einstein

Die erste Aussage ist von besonderer Bedeutung, findet sie doch ihren mathematischen Niederschlag in den Einsteinschen Feldgleichungen der ART.
Der de-Sitter-Kosmos, ein materiefreies Universum mit positiver kosmologischer Konstante verletzt somit das Machsche Prinzip, denn es handelt sich um eine Raumzeit (Geometrie) ohne Körper (siehe zweite Aussage)!

Machzahl

Die Machzahl ist eine wichtige Kenngröße in der Strömungsmechanik und Hydrodynamik. Sie wurde von dem österreichischen Physiker und Philosophen Ernst Mach (1838 - 1916) gefunden und entspricht dem Verhältnis der Geschwindigkeit eines bewegten Körper und der Schallgeschwindigkeit des Mediums, in dem er sich bewegt.

Wir kennen's von Flugzeugen

Bekannt ist dies in der Aerodynamik: so gibt es Flugzeuge die Mach 1 (einfache Schallgeschwindigkeit) und Mach 2 (doppelte bzw. Überschallgeschwindigkeit) fliegen können. Oberhalb der Schallgeschwindigkeit wird 'die Schallmauer durchbrochen', und vor dem bewegenden Objekt breitet sich eine Schockwelle aus. Die Einhüllende vieler solcher Stoßwellen bilden den Machschen Kegel. Die Bewegung unterhalb der Schallgeschwindigkeit (M kleiner 1) nennt man subsonisch, oberhalb von der Schallgeschwindigkeit (M größer 1) heißt sie supersonisch.

Analogie von Akustik und Optik

Während bei der Cerenkov-Strahlung ein Lichtblitz entsteht, gibt es bei überschallschnellen Bewegungen in der Akustik den Überschallknall. Ein einfaches Beispiel ist die Peitsche. Der Knall der Peitsche resultiert aus der supersonischen Bewegung der kleinen Peitschenspitze.

Magnetar

Damit bezeichnet man eine spezielle Form von Pulsaren (also Neutronensternen), die ein abnorm hohes Magnetfeld in der Größenordnung von 1015 bis 1016 Gauß und mehr besitzen! Ein typischer, normaler Neutronenstern hat hingegen 'nur' Feldstärken von 1012 bis 1013 Gauß. Das sind extreme Feldstärken: die stärksten Magnetfelder auf der Erde haben etwa eine Million Gauß (also 100 Tesla; 1 Tesla = 10000 Gauß).

Magnetare im Pulsar-HRD

In der Stellarastronomie bezeichnet das Hertzsprung-Russell-Diagramm (HRD) der Sterne eine doppellogarithmische Auftragung der Leuchtkraft eines Sterns über seiner Effektivtemperatur oder Spektralklasse.
Etwas Ähnliches gibt es in der Pulsarastronomie: hier heißt es Pulsar-HRD und entspricht einer Auftragung von Periodenabnahme über Periodendauer der Pulse. Die Magnetare bevölkern in diesem Diagramm den Bereich langsam rotierender Neutronensterne. In einem Übergangsbereich zu den kürzeren Perioden befinden sich die so genannten AXPs, während sich dann das Gros der Pulsare anschließt mit den schnellsten Rotationen im Bereich von Millisekunden.

Ursprung der Magnetare starken Magnetfelder

Folgende Entstehungsszenarien wurden vorgeschlagen:

  • Dynamo-Prozess: Dieser Effekt ist schon länger bekannt. Hier werden die Magnetfelder, die den Magnetar in Form einer Magnetosphäre umhüllen, durch die schnelle Rotation mitgeschleppt und aufgewickelt. Im Feldlinienbild steht eine hohe Feldliniendichte für ein starkes Magnetfeld (Arbeiten von Duncan et al.).
  • Artefakt der MRI: Ein neuerer Zugang wurde in Anlehnung an die MHD-Akkretionsphysik gefunden. Die so genannte magnetische Rotationsinstabilität (MRI) (auch Balbus-Hawley-Instabilität genannt) soll die starken Felder bereits vor der eigentlichen Magnetarphase erzeugen. Bereits bei der Bildung des Neutronensterns aus einem massereichen Vorläuferstern (core-collapse pre-neutron star, CC PreNS), sollen sich über den Mechanismus dieser Instabilität schwache Saatmagnetfelder in den Schalen des CC PreNS bis zu einer Sättigungsgrenze von 1016 Gauß aufbauen!

Es liegt auf der Hand, dass bereits vorhandene Felder des Vorläufersterns im Gravitationskollaps mitgerissen und verstärkt werden. Über Synchrotronstrahlung sind diese Felder in Betrag und Richtung (Polarisation) der astronomischen Beobachtung zugänglich.

magnetische Rotationsbremse

Die gemessene langsame Rotation vieler Magnetare im Vergleich zu anderen Pulsaren ist kein Zufall: letztendlich sind die hohen Magnetfelder dafür verantwortlich, weil sie einen Anti-Frame-Dragging-Effekt hervorrufen, d.h. die Magnetosphäre bremst die Rotation der Raumzeit dieser kompakten Objekte. Dies konnte von Ioka & Sasaki (astro-ph/0305352, 2003) gezeigt werden. Diese Arbeit ist in der allgemein relativistischen Magnetohydrodynamik (GRMHD für General Relativistic Magnetohydrodynamics) bzw. einer Theorie magnetisierter, relativistischer Sterne anzusiedeln. Diese schöne Anwendung der ART sei im Folgenden kurz skizziert.

Blick ins Innere des Magnetars

Man setzt den Energie-Impuls-Tensor der idealen (d.h. perfekte Leitfähigkeit) Magnetohydrodynamik an und zerlegt die vierdimensionale Raumzeit (ganz ähnlich dem ADM-Formalismus) in einem (2+1)+1 Split gemäß der Arbeit von Gourgoulhon & Bonazzola (1993). Nun formuliert man die relativistische Grad-Shafranov-Gleichung des Problems, die die Information über den magnetischen Fluss enthält. Eine fast schon historische Methode erweist sich als nützlich: Regge & Wheeler betrachteten bereits 1965 in allgemeiner Form Störungen auf der Schwarzschild-Metrik. Genau dieser Formalismus wurde ausgenutzt, um die Metrik des Magnetars zu zerlegen. Die Störung ist dabei das Magnetfeld, weil die im Magnetfeld gespeicherte Energie natürlich eine Auswirkung auf die Krümmung der Raumzeit hat. Nun entwickelt man die skalare Flussfunktion in Multipolen (Legendre-Polynomen). So leitet man schließlich ein relativistisches Eigenwert-Problem ab und studiert unter verschiedenen Randbedingungen die so zerlegte Magnetosphäre des Magnetars. Ioka & Sasaki konnten erstmals meridionale Zirkulationen des polytropisch beschriebenen Plasmas innerhalb des Magnetars untersuchen. Sicherlich ist die Zustandsgleichung eines Polytropen nur eine 'nullte Näherung' für das exotische Innere des (Prä-)Neutronensterns und wird modifiziert werden müssen. Das Magnetfeld wurde so angelegt, dass es innerhalb des Magnetars eingeschlossen ist und an der Oberfläche verschwindet. Auch hier werden sicher andere Randbedingungen mit endlicher Feldstärke folgen. Interessanterweise ist durch die Ausbildung eines meridionalen Plasmaflusses entlang der Rotationsachse des Kompaktors die Reflektionssymmetrie zwischen Nord- und Südhalbkugel verletzt! Anders gesagt gibt es eine Vorzugsrichtung beim Magnetar, entlang derer einseitige Jets ausbrechen könnten, wie spekuliert wird.

Wie die schnelle Drehung zerfallen könnte

Es gibt in der Fülle der beobachteten und klassifizierten Neutronensterne ein hypothetisches Entwicklungsszenario: Nach einer Supernova Typ II, der klassischen core-collapse SN, entsteht ein schnell rotierender Magnetar, der die ersten etwa 10000 Jahre als so genannter Soft Gamma Ray Repeater (SGR) in Erscheinung tritt. Ein SGR ist ein Emitter weicher Gammastrahlung. Sie wurden 1979 entdeckt und senden wiederholte, hochenergetische Ausbrüche im Spektralbereich der Gammastrahlung aus, was durch Rekonnexionsprozesse starker, stellarer Magnetfelder erklärt wird (Thompson & Duncan, 1995). Dabei gibt es Frakturen in der Kruste des Neutronensterns, aus denen die Energie der Magnetfelder freigesetzt werden kann. Die sich wiederholenden Gamma-Bursts klingen mit der Zeit ab und in weiteren etwa 30000 Jahren offenbart sich der Magnetar als Anomalous X-ray pulsar (AXP), also als anomaler Röntgenpulsar. Die Rotationsperiode nimmt weiter zu, die Rotation wird immer langsamer, was durch bereits erwähnte Anti-Frame-Dragging-Prozesse geleistet wird und dadurch, dass Energie durch Sternenbeben in der Neutronensternkruste abgeführt wird. Weitere 30000 bis 100000 Jahre später ist der AXP nur noch ein dunkler, kaum beobachtbarer, langsam rotierender Neutronenstern: ein toter Magnetar.

Bekannte Vertreter

Beispiel für Magnetare, AXPs und SGRs sind 1E1841-045 (AXP), SGR 1806-20, SGR 1900+14 und SGR 0525-66. Auch der langsame (2.7 h Periode) Pulsar 2S 0114+650 wird als Magnetar interpretiert (Li et al., 1999, astro-ph/9901084).

magnetische Rotationsinstabilität

Instabilitäten sind von allgemeinem Interesse in der Fluiddynamik, weil sie die Dynamik von Strömungen beeinflussen. Die Fluiddynamik kann in die beiden Teildisziplinen Hydrodynamik (HD) und Magnetohydrodynamik (MHD) untergliedert werden. Bei der MHD kommen elektrische und magnetische Felder hinzu, die einen Einfluss auf die Bewegung astrophysikalischer Plasmen haben.
Die magnetische Rotationsinstabilität beeinflusst entscheidend die Dynamik rotierender Plasmen, die in schwache Magnetfelder eingetaucht sind. Wie das genau funktioniert, soll in diesem Abschnitt geklärt werden.

Vorbereitung: Einfall von Materie

In der Akkretionsphysik untersuchen die Astrophysiker Strömungen, die sich auf ein Zentralobjekt bewegen. Materie wird aufgrund der Gravitation von einer Zentralmasse angezogen und führt zum Anwachsen dieser akkretierenden Masse. Diese so genannten Akkretoren können gewöhnliche Sterne, Protosterne, aber auch kompakte Objekte wie Weiße Zwerge, Neutronensterne oder Schwarze Löcher sein.
Typischerweise rotiert die akkretierte Materie um den Akkretor und bewegt sich dabei nach innen. Es bildet sich eine Akkretionsscheibe aus, die sehr erfolgreich mit Standardscheiben beschrieben werden kann. Daneben gibt es ganz verschiedene Formen von Akkretionsflüssen.

Zutaten: Magnetfelder & Rotation

Ein Phänomen von großer Bedeutung in der MHD-Akkretionsphysik ist nun die Magnetorotationsinstabilität oder magnetische Rotationsinstabilität (engl. magneto-rotational instability, kurz MRI). Wie der Name der Instabilität andeutet sind die wesentlichen Zutaten Magnetfelder und Rotation. Beides ist natürlicherweise in heißen Akkretionsflüssen vorhanden, weil die hohe Temperatur das akkretierte Material ionisiert und weil dieses Material Drehimpuls besitzt. Beide Zutaten der MRI müssen jedoch bestimmte Kriterien erfüllen: die Magnetfelder müssen schwach sein und die Rotation differenziell. Aufgrund des ersten Kriteriums heißt die MRI bisweilen auch 'Instabilität schwacher Magnetfelder' (griffiger als englische Bezeichnung: weak field instability). Die MRI funktioniert nur bei schwachen Magnetfeldern, die natürlicherweise mit dem bewegten Akkretionsplasma assoziiert sind. Bei starken Magnetfeldern (für Experten: Felder an der Äquipartitionsschwelle) wird die MRI unterdrückt.

mechanisches Model für die MRI

Funktionsweise anhand eines mechanischen Modells

Schematisch ist oben eine rotierende Scheibe dargestellt (violett), bei der es sich um den rotierenden Akkretionsfluss um ein Schwarzes Loch (schwarz ausgefüllter Kreis in der Mitte) handeln möge. Es wird angenommen, dass die Scheibe gegen den Uhrzeigersinn rotiert. Aus der Akkretionsscheibe werden nun zwei Testteilchen herausgegriffen, die auf einer Linie liegen (kollinear), sich aber im Abstand zum Drehzentrum unterscheiden. Zwischen beiden Testteilchen wirkt eine anziehende Kraft: Im realen MHD-Fluss ist das die gemeinsame Magnetfeldlinie, die versucht die beiden Plasmateilchen zusammenzuhalten. Hier, im mechanischen Modell, wird die anziehende Kraft durch eine Metallfeder symbolisiert. Stellen wir uns nun vor, dass man die Rotation der Scheibe einschalten könnte. Die Abbildung links oben ist ein Schnappschuss zu einem Zeitpunkt, bevor die Rotation startet: Die Testteilchen sind locker durch die Feder verbunden. Auf die Feder in entspannter Ruhelage wirken keine Kräfte. Rechts unten wurde die Rotation in Gang gesetzt. Was passiert mit den Testteilchen?
Die Testteilchen rotieren differenziell, so dass das innere Testteilchen das äußere überholt. Als Folge dessen dehnt sich die Feder, weil die Teilchen nach und nach getrennt werden (engl. to stretch: dehnen). Die Feder bzw. die Magnetfeldlinie widersteht der Trennung der Testteilchen entlang der Verbindungslinie und wirkt stabilisierend. In tangentialer Richtung, also in Drehrichtung, versucht die Feder allerdings der Scherung (engl. to shear: scheren) entgegenzuwirken, um eine starre Rotation beizubehalten. Dieser Effekt ist destabilisierend! Die Feder bzw. das Magnetfeld zwingt das Testteilchen zu schnell für seinen neuen, näheren Abstand zu rotieren. Das äußere Testteilchen wird deshalb beschleunigt, während das innere Testteilchen abgebremst wird. Anders gesagt: Durch die MRI transportieren innere Plasmateilchen im Akkretionsfluss Drehimpuls nach außen zu äußeren Plasmateilchen. Sie ist ein sehr effizienter Mechanismus für den Drehimpulstransport in magnetischen Akkretionsflüssen.

Drehimpulstransport als Voraussetzung für Materieeinfall

Der Drehimpuls wird also nach außen auf benachbarte Teilchen abgeführt. So kann das Plasma überhaupt erst in den Bereich des Akkretors gelangen und z.B. in ein Schwarze Loch fallen. Würde der Drehimpuls nicht nach außen transportiert werden, so würde das Teilchen zu schnell rotieren, nicht einfallen und nach außen beschleunigt werden. Physiker sagen in diesem Fall, es würde an der Drehimpulsbarriere reflektiert werden.
Die MRI sorgt über diesen Effekt auch für die magnetische Turbulenz (engl. magnetic turbulence) im Akkretionsfluss. Mittlerweile wird dies gegenüber der rein hydrodynamischen Turbulenz favorisiert. Die MRI konnte 1991 von den Astrophysikern Balbus und Hawley abgeleitet werden. Bisweilen sprechen Akkretionsphysiker deshalb von der Balbus-Hawley Instabilität (BHI). Inzwischen wurde ihre Funktionsweise vielfältig in MHD-Simulationen demonstriert z.B. von De Villiers & Hawley 2002. Die MRI ist ein bedeutsamer Mechanismus in der magnetohydrodynamischen Akkretionsphysik.

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Andreas Müller © Andreas Müller, August 2007

Index

A
Abbremsparameter
ADAF
ADD-Szenario
ADM-Formalismus
AdS/CFT-Korrespondenz
AGB-Stern
Äquivalenzprinzip
Akkretion
Aktiver Galaktischer Kern
Alfvén-Geschwindigkeit
Alfvén-Zahl
Allgemeine Relativitätstheorie
Alpha-Zerfall
AMR
anthropisches Prinzip
Antigravitation
Antimaterie
Apastron
Apertursynthese
Aphel
Apogäum
Astronomie
Astronomische Einheit
asymptotisch flach
Auflösungsvermögen
Axion
AXP
B
Balbus-Hawley- Instabilität
Bardeen-Beobachter
Baryogenese
Baryonen
baryonische Materie
Bekenstein-Hawking- Entropie
Beobachter
Beta-Zerfall
Bezugssystem
Bianchi-Identitäten
Big Bang
Big Bounce
Big Crunch
Big Rip
Big Whimper
Birkhoff-Theorem
Blandford-Payne- Szenario
Blandford-Znajek- Mechanismus
Blauverschiebung
Blazar
BL Lac Objekt
Bogenminute
Bogensekunde
Bosonen
Bosonenstern
Boyer-Lindquist- Koordinaten
Bran
Brans-Dicke- Theorie
Brauner Zwerg
Brill-Wellen
Bulk
C
Carter-Konstante
Casimir-Effekt
Cauchy-Fläche
Cepheiden
Cerenkov-Strahlung
Chandrasekhar-Grenze
Chaplygin-Gas
Chiralität
Christoffel-Symbol
CMB
CNO-Zyklus
Comptonisierung
Cosmon
C-Prozess
D
Deep Fields
Derricks Theorem
de-Sitter- Kosmos
DGP-Szenario
Diffeomorphismus
differenzielle Rotation
Distanzmodul
Dodekaeder-Universum
Doppler-Effekt
Drei-Kelvin-Strahlung
Dunkle Energie
Dunkle Materie
E
Eddington-Finkelstein- Koordinaten
Eddington-Leuchtkraft
Effektivtemperatur
Eichtheorie
Einstein-Ring
Einstein-Rosen- Brücke
Einstein-Tensor
Eisenlinie
Eklipse
Ekliptik
Ekpyrotisches Modell
Elektromagnetismus
Elektronenvolt
elektroschwache Theorie
Elementarladung
Energie
Energiebedingungen
Energie-Impuls-Tensor
Entfernungsmodul
eos
eos-Parameter
Epizykel
Ereignishorizont
erg
Ergosphäre
eV
Extinktion
Extradimension
extragalaktisch
extrasolar
extraterrestrisch
Exzentrizität
F
Falschfarbenbild
Fanaroff-Riley- Klassifikation
Faraday-Rotation
Farbindex
Farbladung
Farbsupraleitung
Feldgleichungen
Fermi-Beschleunigung
Fermionen
Fermionenstern
Fernparallelismus
Feynman-Diagramm
FFO
FIDO
Flachheitsproblem
FLRW-Kosmologie
Fluchtgeschwindigkeit
Frame-Dragging
f(R)-Gravitation
Friedmann-Weltmodell
G
Galaktischer Schwarz-Loch-Kandidat
Galaxie
Gamma Ray Burst
Gamma-Zerfall
Geodäte
Geometrisierte Einheiten
Geometrodynamik
Gezeitenkräfte
Gezeitenradius
Gluonen
Grad
Granulation
Gravastern
Gravitation
Gravitationskollaps
Gravitationskühlung
Gravitationslinse
Gravitationsradius
Gravitations- rotverschiebung
Gravitationswellen
Gravitomagnetismus
Graviton
GRBR
Große Vereinheitlichte Theorien
Gruppe
GUT
GZK-cutoff
H
Hadronen
Hadronen-Ära
Hamilton-Jacobi- Formalismus
Harvard-Klassifikation
Hauptreihe
Hawking-Strahlung
Hawking-Temperatur
Helizität
Helligkeit
Herbig-Haro- Objekt
Hertzsprung-Russell- Diagramm
Hierarchieproblem
Higgs-Teilchen
Hilbert-Raum
Hintergrundmetrik
Hintergrundstrahlung
HLX
HMXB
Holostern
Homogenitätsproblem
Horizont
Horizontproblem
Horn-Universum
Hubble-Gesetz
Hubble-Klassifikation
Hubble-Konstante
Hydrodynamik
hydrostatisches Gleichgewicht
Hyperladung
Hypernova
Hyperonen
I
IC
Inertialsystem
Inflation
Inflaton
intergalaktisch
intermediate-mass black hole
interplanetar
interstellar
Isometrien
Isospin
Isotop
ITER
J
Jahreszeiten
Jansky
Jeans-Masse
Jet
K
Kaluza-Klein-Theorie
Kaup-Grenzmasse
Kaonen
Kataklysmische Veränderliche
Keine-Haare- Theorem
Kepler-Gesetze
Kerr-de-Sitter- Lösung
Kerr-Lösung
Kerr-Newman- de-Sitter- Lösung
Kerr-Newman- Lösung
Kerr-Schild- Koordinaten
Killing-Felder
Killing-Tensor
K-Korrektur
Koinzidenzproblem
Kollapsar
Kompaktes Objekt
Kompaktheit
Kompaktifizierung
Kompaneets-Gleichung
konforme Transformation
Kongruenz
Koordinatensingularität
Kopenhagener Deutung
Korona
Korrespondenzprinzip
Kosmische Strahlung
Kosmische Strings
Kosmographie
Kosmologie
Kosmologische Konstante
Kosmologisches Prinzip
kovariante Ableitung
Kovarianzprinzip
Kreisbeschleuniger
Kretschmann-Skalar
Krümmungstensor
Kruskal-Lösung
Kugelsternhaufen
L
Laborsystem
Ladung
Lagrange-Punkte
Lambda-Universum
Lapse-Funktion
Laserleitstern
Lense-Thirring- Effekt
Leptonen
Leptonen-Ära
Leptoquarks
Leuchtkraft
Leuchtkraftdistanz
Levi-Civita- Zusammenhang
Licht
Lichtjahr
Lichtkurve
Lie-Ableitung
Linearbeschleuniger
LINER
Linienelement
LIRG
LMXB
LNRF
Lokale Gruppe
Loop-Quantengravitation
Lorentz-Faktor
Lorentzgruppe
Lorentzinvarianz
Lorentz-Kontraktion
Lorentz-Transformation
Lundquist-Zahl
Luxon
M
Machscher Kegel
Machsches Prinzip
Machzahl
Magnetar
magnetische Rotationsinstabilität
Magnetohydrodynamik
Magnitude
marginal gebundene Bahn
marginal stabile Bahn
Markariangalaxie
Maxwell-Tensor
Membran-Paradigma
Mesonen
Metall
Metrik
Mikroblazar
Mikrolinse
Mikroquasar
Milchstraße
Minkowski-Metrik
Missing-Mass- Problem
mittelschwere Schwarze Löcher
MOND
Monopolproblem
Morphismus
M-Theorie
Myonen
N
Neutrino
Neutronenreaktionen
Neutronenstern
Newtonsche Gravitation
No-Hair-Theorem
Nova
Nukleon
Nukleosynthese
Nullgeodäte
O
Öffnung
Olbers-Paradoxon
O-Prozess
Oppenheimer-Volkoff- Grenze
optische Tiefe
Orthogonalität
P
Paradoxon
Paralleluniversum
Parsec
partielle Ableitung
Pauli-Prinzip
Penrose-Diagramm
Penrose-Prozess
Pentaquark
Periastron
Perigäum
Perihel
periodisch
persistent
Petrov-Klassifikation
PG1159-Sterne
Phantom-Energie
Photon
Photonenorbit
Photosphäre
Pion
Pioneer-Anomalie
Planck-Ära
Planckscher Strahler
Planck-Skala
Planet
Planetarische Nebel
Poincarégruppe
Poincaré- Transformation
Polytrop
Population
Post-Newtonsche Approximation
Poynting-Fluss
pp-Kette
p-Prozess
Prandtl-Zahl
primordiale Schwarze Löcher
Prinzip minimaler gravitativer Kopplung
Protostern
Pseudo-Newtonsche Gravitation
Pulsar
Pulsierendes Universum
Pyknonukleare Reaktionen
Q
QPO
Quant
Quantenchromodynamik
Quantenelektrodynamik
Quantenfeldtheorie
Quantengravitation
Quantenkosmologie
Quantenschaum
Quantensprung
Quantentheorie
Quantenvakuum
Quantenzahlen
Quark-Ära
Quark-Gluonen- Plasma
Quarks
Quarkstern
Quasar
quasi-periodisch
Quasi-periodische Oszillationen
Quelle
Quintessenz
R
Radioaktivität
Radiogalaxie
Radion
Randall-Sundrum- Modelle
Randverdunklung
Raumzeit
Rayleigh-Jeans- Strahlungsformel
Ray Tracing
Reichweite
Reionisation
Reissner-Nordstrøm- de-Sitter- Lösung
Reissner-Nordstrøm- Lösung
Rekombination
relativistisch
Relativitätsprinzip
Relativitätstheorie
Renormierung
Reverberation Mapping
Reynolds-Zahl
RGB-Bild
Ricci-Tensor
Riemann-Tensor
Ringsingularität
Robertson-Walker- Metrik
Robinson-Theorem
Roche-Volumen
Röntgendoppelstern
Roter Riese
Roter Zwerg
Rotverschiebung
Rotverschiebungsfaktor
r-Prozess
RRAT
RR Lyrae-Sterne
Ruhesystem
S
Schallgeschwindigkeit
scheinbare Größe
Schleifen- Quantengravitation
Schwache Wechselwirkung
Schwarzer Körper
Schwarzer Zwerg
Schwarzes Loch
Schwarzschild-de-Sitter- Lösung
Schwarzschild-Lösung
Schwarzschild-Radius
Schwerkraft
Seltsamer Stern
Seltsamkeit
Seyfert-Galaxie
Singularität
skalares Boson
SNR
Soft Gamma-Ray Repeater
Sonne
Spektraltyp
Spezialität
Spezielle Relativitätstheorie
Spin
Spin-Netzwerk
Spinschaum
Spin-Statistik-Theorem
Spintessenz
s-Prozess
Standardkerzen
Standardmodell
Standardscheibe
Starke Wechselwirkung
Statisches Universum
Staubtorus
Stefan-Boltzmann- Gesetz
stellare Schwarze Löcher
Stern
Sternentstehung
Strange Star
Stringtheorien
Subraum
Supergravitation
supermassereiche Schwarze Löcher
Supernova
Supernovaremnant
Superstringtheorie
Supersymmetrie
Symbiotische Sterne
Symmetrie
Symmetriebrechung
Symmetriegruppe
Synchrotron
Synchrotronstrahlung
Synchrozyklotron
T
Tachyon
Tagbogen
Tardyon
Teilchen
Teilchenbeschleuniger
Tensorboson
Tensoren
Tetraden
Tetraquark
TeVeS
Thermodynamik
thermonukleare Fusion
Tiefenfeldbeobachtung
Tierkreis
TNO
Topologie
topologische Defekte
Torsionstensor
Trägheit
transient
Transit
Triple-Alpha-Prozess
T Tauri Stern
Tunneleffekt
U
ULIRG
ULX
Unifikation
Unitarität
Universum
Unruh-Effekt
Urknall
V
Vakuum
Vakuumstern
Vektorboson
Velapulsar
Veränderliche
Vereinheitlichung
Viele-Welten- Theorie
VLA
VLBI
VLT
VLTI
Voids
VSOP
W
Walker-Penrose- Theorem
Weakonen
Weinberg-Winkel
Weiße Löcher
Weißer Zwerg
Wellenfunktion
Weylsches Postulat
Weyl-Tensor
Wheeler-DeWitt- Gleichung
Wiensche Strahlungsformel
Wilson-Loop
WIMP
Wolf-Rayet-Stern
w-Parameter
Wurmlöcher
X
X-Bosonen
X-Kraft
X-ray burster
Y
Y-Bosonen
Yerkes- Leuchtkraftklassen
YSO
Yukawa-Potential
Z
ZAMO
Zeit
Zeitdilatation
Zodiakallicht
Zustandsgleichung
Zustandsgröße
Zwerge
Zwergplanet
Zwillingsparadoxon
Zyklisches Universum
Zyklotron