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»Der Supermarkt-Kompass«: (K)Ein Durchblick beim Einkauf

Der Autor nimmt das Supermarktangebot unter die Lupe und kritisiert die Lebensmittelindustrie. Aufschlussreich, aber ernüchternd.
Frau im Supermarkt vor dem Obstregal

Wo können sich Verbraucherinnen und Verbraucher auf einfache Art informieren, wie gesund ein Lebensmittel ist, unter welchen sozialen und ökologischen Bedingungen es hergestellt wurde und wie es im Vergleich zu alternativen Produkten abschneidet? Thilo Bode, der ehemalige Chef von Greenpeace und Gründer der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch, ist der Ansicht: jedenfalls nicht im Supermarkt. Stattdessen bestehe bei Aldi, Lidl, Rewe und Edeka – »den marktbeherrschenden ›Big Four‹ des Einzelhandels« – ein ebenso großes wie undurchschaubares Angebot.

Bode möchte mit seinem neuen Buch für mehr Klarheit auf Verbraucherseite sorgen. Er lädt deshalb zu einem »Rundgang« durch den Supermarkt ein und erklärt in den einzelnen Kapiteln und übersichtlichen Infoboxen, wie es um das Angebot, die Transparenz, den ökologischen Fußabdruck, die Gesundheit, die Bioalternative und die Wahlfreiheit bei Lebensmitteln wie Tomaten, Olivenöl, Fleisch und Fruchtsäften bestellt ist.

Die von Bode ausgewählten Lebensmittel bilden das Einkaufsverhalten vieler Bürgerinnen und Bürger vermutlich ganz gut ab. Neben herkömmlichen geht der Autor aber auch auf neuere Lebensmittel wie Nahrungsergänzungsmittel und »Superfoods« ein und positioniert sich zu kontrovers diskutierten Themen wie dem Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft, Bio- und konventionellem Anbau und veganer und vegetarischer Ernährung. Zudem analysiert er die Vielzahl an Produktsiegeln, schreibt über Hungerlöhne von Feldarbeitern in Südeuropa und den Plastikskandal in der Schlei. Kaum ein Thema, das in den letzten Jahren an die Öffentlichkeit gelangt ist, lässt er aus.

Ein Kompass, der im Grunde nirgendwohin zeigt

Das ist informativ und soll zu der Erkenntnis führen: Ethisch im Supermarkt zu konsumieren und dadurch das Angebot zu beeinflussen, ist unmöglich. Bode erklärt dies unter anderem am Biofleisch. Ihm zufolge sind entsprechende Siegel kein Garant für Tiergesundheit, da »Bio«-Hühner, -Schweine und -Kühe ebenso an Krankheiten und Verletzungen leiden können wie konventionell gehaltene Tiere.

Komplex wird es beim Thema Veganismus: So schließt eine vegane Ernährung Bode zufolge Tierleid zwar aus, und der Anbau der Pflanzen schneidet beim Kohlendioxidausstoß besser ab als die Nutztierhaltung. Allerdings werde beispielsweise für die Herstellung pflanzlicher Käsealternativen oft auf Palm- oder Kokosöl zurückgegriffen – beides ist aus Umweltschutzsicht problematisch. Noch dazu seien vegane und vegetarische Produkte nicht per se gesünder als andere: So können etwa stark verarbeitete Fleischalternativen viele Zusatzstoffe, Fett und Salz enthalten, mit denen der Geschmack und die Konsistenz der tierischen Produkte imitiert werden soll.

Es erscheint schlüssig, dass Verbraucherinnen und Verbraucher dies alles beim Einkauf weder erkennen noch berücksichtigen können. Laut Bode ist dies auch gar nicht gewollt. Der durch EU, Bund und Länder stark reglementierte Lebensmittelmarkt bediene in erster Linie die Interessen der Herstellerinnen und Händler. Allein aus diesem System ausbrechen könne kein Supermarkt, ohne Wettbewerbsnachteile in Kauf nehmen zu müssen.

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