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Meeresbiologie: Kaltwasserkorallen weiter verbreitet als bisher angenommen

Protanthea simplex | Die Seeanemone (Protanthea simplex) kommt auf Felsen bis in eine Tiefe von mindestens 500 Metern vor. Das Bild entstand in einem Fjord bei Trondheim.
Kaltwasserkorallen sind in den Weltmeeren weiter verbreitet und zahlreicher als bisher angenommen. Dies geht aus einer Studie hervor, deren vorläufige Ergebnisse der WWF und das UN-Umweltprogramm UNEP am Freitag anlässlich des Weltumwelttages am 5. Juni in Barcelona vorstellen. Bisher ging man davon aus, dass sich Kaltwasserkorallen auf die nördliche Hemisphäre, etwa die Küsten Kanadas, Skandinaviens und der Britischen Inseln, beschränken. Der mit neusten Methoden der Tiefseeforschung erstellte Report fand jetzt weitere Kaltwasserkorallen-Ökosysteme in der Tiefsee des Atlantik, des Pazifik, des Indischen Ozeans und des Mittelmeers – etwa vor den Küsten der Galapagos-Inseln, Islands, Brasiliens, Indonesiens und Angolas. Die vollständige Studie wird Ende Juni veröffentlicht.

Ähnlich wie tropische Korallenriffe wachsen die Riffe in der kühlen Tiefsee nur langsam. Sie bieten eine Heimat für eine Vielzahl von Lebewesen, darunter auch kommerziell genutzte Fischarten. Auch die dort lebenden Meerestiere wie zum Beispiel der Atlantische Sägebauch und der Blauleng vermehren sich nur sehr gemächlich. Aufgrund ihres langsamen Wachstums sind Kaltwasserkorallen besonders verletzlich. Vor allem die Tiefseefischerei, aber auch Öl- und Gasbohrungen, Abfälle und die Verlegung von Telefonkabeln machen den Riffen und ihren Bewohnern zu schaffen. Einige Korallenriffe im Ostatlantik sind bereits weitgehend zerstört worden, während andere schwere Beschädigungen vorweisen.

Die Studie öffne das Tor zu einer bisher weitgehend unbekannten und faszinierenden Welt, betont Stefanie Schmidt, WWF-Referentin für Meeresfischerei. Kaltwasserkorallen spielten eine wichtige Rolle im Ökosystem Meer. Die Riffe böten Lebensräume für zahlreiche Arten wie Tiefsee-Haie, Fische und Schalentiere und trügen zur Erholung gefährdeter Fischbestände bei. Ein schneller und umfassender Schutz sei erforderlich, um diese empfindlichen Ökosysteme nicht zu verlieren, bevor ihre vollständige Bedeutung für die Meeresökosysteme überhaupt verstanden sei.

Lithodes maja | Nördliche Steinkrabbe (Lithodes maja), aufgenommen in einem Fjord bei Trondheim
Norwegen, die USA und Großbritannien haben bereits einen Teil ihrer Kaltwasserkorallen – wie zum Beispiel die Darwin Mounds vor der Nordwestküste Schottlands – unter Schutz gestellt. Der WWF fordert nun auch andere Staaten auf, die Riffe vor ihren Küsten durch die Einrichtung von Meeresschutzgebieten vor Zerstörungen zu bewahren.

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