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Hirnforschung: Alter muss nicht zu Demenz führen

Die ehemals älteste Frau der Welt, eine mit 115 Jahren verstorbene Niederländerin, litt nicht unter alterstypischen Hirnveränderungen, berichten Mediziner der Universität Groningen. Stattdessen habe die bis zu ihrem Tod geistig rege und agile Dame noch ein für viel jüngere Senioren typische Gehirnstruktur gehabt. Dies spreche gegen die verbreitete Annahme, die mit Altersdemenz einhergehenden neuronalen Veränderungen seien im Alter unausweichlich, glauben Gert Holstege und sein Team.

Die Seniorin hatte sich bereits im Alter von 82 Jahren dazu bereit erklärt, ihren Körper nach dem Tod zu wissenschaftlichen Untersuchungen freizugeben. Knapp zwanzig Jahre später hatte sie dann angefragt, ob diese Verpflichtung überhaupt noch einen Nutzen für die Wissenschaft habe. Sie hatte sich dann "sehr enthusiastisch" gezeigt, noch zu wichtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen beitragen zu können, erinnert sich Holstege.

Wenige Jahre vor ihrem Tod hatte sich die Seniorin freiwilligen neurologischen und psychologischen Test unterzogen. Dabei hatte sie für 60- bis 75-Jährige ermittelte Durchschnittsresultate übertroffen und keine Hinweise auf Altersdemenz oder erhöhte Vergesslichkeit erkennen lassen. In der neuroanatomischen Untersuchung der Verstorbenen fanden die Forscher schließlich keine alzheimertypischen Beta-Amyloid-Plaques, kaum Neurofibrillen und nur geringe Anzeichen von Artheriosklerose.

In Deutschland werden nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes Ende in diesem Jahr etwa 9000 Menschen das hundertste Lebensjahr erreichen. Exakte Zahlen über die tatsächlich Anzahl der 100-Jährigen werden dort jedoch nicht erhoben. (jo)

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  • Quellen
den Dunnen, W. F. A. et al.: No disease in the brain of a 115-year-old woman. In: Neurobiology of Aging 10.1016/j.neurobiolaging.2008.04.010, 2008.

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