Philosophen schlagen zurück
In den vergangenen Jahren dominierten
Beiträge von Neurobiologen und anderen
Naturwissenschaftlern die Debatte
um Willensfreiheit, Bewusstsein und das
Verhältnis von Geist und Gehirn. Ein neuer
Sammelband beschäftigt sich nun wieder
aus geisteswissenschaftlicher Perspektive
mit den traditionell philosophischen
Fragestellungen. Darin lässt Herausgeber
und Philosoph Patrick Spät seine
Fachkollegen ihr angestammtes Terrain
verteidigen.
Penibel und differenziert, wie es sich für Philosophen gehört, diskutieren sie über den aktuellen Stand und die Zukunftsperspektiven der Philosophie des Geistes. Die Beiträge spiegeln eine Vielfalt von Positionen wider, werden aber durch den gemeinsamen Kampf gegen jene Naturwissenschaftler geeint, die die alleinige Deutungsmacht über den menschlichen Geist beanspruchen.
Die meisten Texte verlangen fachliche Vorkenntnisse und fallen für Laien allzu sperrig aus. Außerdem erschließen sich manche nicht ohne Kenntnis der "Philosophie des Geistes" von Jaegwon Kim aus dem Jahr 1998. In diesem Standardwerk hat der amerikanische Philosoph das Verhältnis zwischen Geist und Materie und die Einflüsse der Kognitionswissenschaft auf die Geisteswissenschaften umfassend analysiert.
Wer sich trotzdem auf die anspruchsvolle Lektüre einlässt, erkennt bald, dass die philosophische Tradition zwar durch naturwissenschaftliche Befunde erschüttert, jedoch nicht ersetzt werden kann. Umstritten und ungeklärt bleibt die Frage, inwieweit sich neurobiologische und philosophische Ergebnisse aufeinander beziehen lassen. Einige Autoren, darunter der Bielefelder Sprachanalytiker Ansgar Beckermann, üben heftige Kritik an den Schlussfolgerungen von Naturwissenschaftlern wie Gerhard Roth – eine Kooperation beider Lager scheint so undenkbar.
Andere, wie der Psychologe Wolfgang Prinz, sehen die einzige Chance auf einen Dialog darin, sich gegenseitig "weiter zu nerven". Kai Vogeley wiederum schätzt die Kooperation als bereichernd ein, wie er am Beispiel des Emotionsforschers Antonio R. Damasio erläutert. Dessen empirische Arbeit habe einen wertvollen Beitrag zur Philosophie der Gefühle geleistet.
Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit trifft seitens einiger Philosophen allerdings auf eine ordentliche Portion Skepsis. Vor allem aber fehlt beiden Parteien bislang ein gemeinsames Vokabular, auf dessen Basis ein konstruktiver Austausch gelingen könnte. Leider ist der Beitrag von Thomas Metzinger, dem Vorreiter des interdisziplinären Dialogs, schon acht Jahre alt – gerade seine Meinung zum Stand der Annäherung wäre interessant gewesen.
Zusammengenommen erfüllt das Buch seinen Anspruch, Gegenwart und Zukunft der Philosophie des Geistes zu skizzieren – fragmentarisch zwar und ohne alle Unklarheiten zu beseitigen. Doch sind es eben diese offenen Fragen, die einen Ausblick kennzeichnen.
Penibel und differenziert, wie es sich für Philosophen gehört, diskutieren sie über den aktuellen Stand und die Zukunftsperspektiven der Philosophie des Geistes. Die Beiträge spiegeln eine Vielfalt von Positionen wider, werden aber durch den gemeinsamen Kampf gegen jene Naturwissenschaftler geeint, die die alleinige Deutungsmacht über den menschlichen Geist beanspruchen.
Die meisten Texte verlangen fachliche Vorkenntnisse und fallen für Laien allzu sperrig aus. Außerdem erschließen sich manche nicht ohne Kenntnis der "Philosophie des Geistes" von Jaegwon Kim aus dem Jahr 1998. In diesem Standardwerk hat der amerikanische Philosoph das Verhältnis zwischen Geist und Materie und die Einflüsse der Kognitionswissenschaft auf die Geisteswissenschaften umfassend analysiert.
Wer sich trotzdem auf die anspruchsvolle Lektüre einlässt, erkennt bald, dass die philosophische Tradition zwar durch naturwissenschaftliche Befunde erschüttert, jedoch nicht ersetzt werden kann. Umstritten und ungeklärt bleibt die Frage, inwieweit sich neurobiologische und philosophische Ergebnisse aufeinander beziehen lassen. Einige Autoren, darunter der Bielefelder Sprachanalytiker Ansgar Beckermann, üben heftige Kritik an den Schlussfolgerungen von Naturwissenschaftlern wie Gerhard Roth – eine Kooperation beider Lager scheint so undenkbar.
Andere, wie der Psychologe Wolfgang Prinz, sehen die einzige Chance auf einen Dialog darin, sich gegenseitig "weiter zu nerven". Kai Vogeley wiederum schätzt die Kooperation als bereichernd ein, wie er am Beispiel des Emotionsforschers Antonio R. Damasio erläutert. Dessen empirische Arbeit habe einen wertvollen Beitrag zur Philosophie der Gefühle geleistet.
Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit trifft seitens einiger Philosophen allerdings auf eine ordentliche Portion Skepsis. Vor allem aber fehlt beiden Parteien bislang ein gemeinsames Vokabular, auf dessen Basis ein konstruktiver Austausch gelingen könnte. Leider ist der Beitrag von Thomas Metzinger, dem Vorreiter des interdisziplinären Dialogs, schon acht Jahre alt – gerade seine Meinung zum Stand der Annäherung wäre interessant gewesen.
Zusammengenommen erfüllt das Buch seinen Anspruch, Gegenwart und Zukunft der Philosophie des Geistes zu skizzieren – fragmentarisch zwar und ohne alle Unklarheiten zu beseitigen. Doch sind es eben diese offenen Fragen, die einen Ausblick kennzeichnen.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben