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Relativitätstheorie: Einsteins Aufstieg zum Superstar

Am 29. Mai 1919 beobachteten britische Astronomen eine Sonnenfinsternis. Ihre ­Mission: Beschreibt die neue revolutionäre Gravitations­theorie eines deutsch-jüdischen Physikers die Natur genauer als diejenige eines englischen Universalgenies? Zum ­Jubiläum blicken wir zurück auf ein Phänomen, das Albert Einstein zum Jahrhundertgenie machte, und das sich heute zu einem wertvollen Werkzeug der Astronomie gemausert hat.
 Historische Sonnenfinsternis am 29. Mai 1919

Niemand hätte um das Jahr 1900 erwartet, welch epochale Umbrüche sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts ereignen und insbesondere auf den Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1919 folgen würden. In Europa brachen Königshäuser, Machtstrukturen und überhaupt die »alte Ordnung« zusammen. Die Völker experimentierten mit Demokratie und Freistaaten, mit Revolution und Kommunismus.

Auf einer ganz anderen Ebene kam zur gleichen Zeit die »alte Physik« ins Wanken. Naturwissenschaftler experimentierten mit Licht und Materie, zerlegten die nur scheinbar unteilbaren Atome in ihre Bestandteile und begannen die Natur des Lichts zu verstehen. Das Zeitalter der »modernen Physik« war angebrochen, das sich auf zwei große Säulen stützt: die Quantenphysik und die Relativitätstheorie, die beide ab 1900 ihre Blütezeit erlebten.

Die heute schillerndste Persönlichkeit der Wissenschaft war an der Entwicklung dieser zwei großen Theorien maßgeblich beteiligt: Albert Einstein (1879 – 1955). Während viele namhafte Physiker an der Quantentheorie mitgewirkt haben, ist die Relativitätstheorie eindeutig Einsteins alleiniges Jahrhundertwerk. Sie gehört bis heute zu den besten physikalischen Theorien, die sich bei der Beschreibung der Natur bewährt haben. Einstein formulierte 1905 die spezielle Relativitätstheorie, welche die Physik bei Geschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit beschreibt und unsere Vorstellungen von Raum, Zeit, Energie und Masse revolutio­nierte. Im Jahr 1915 veröffentlichte er die allgemeine Relativitätstheorie, die uns ganz neue Einsichten in das Wesen der Gravitation bietet. Einsteins Theoriegebäude war damit schon 1915 abgeschlossen und musste nun nur noch durch Experimente untermauert werden.

Schon wenige Jahre später, im Jahr 1919, ereignete sich ein Himmels­phänomen, dessen präzise Auswertung über Aufstieg und Fall eines Genies entscheiden sollte: Die Sonnenfinsternis am 29. Mai 1919 bot die Gelegenheit zu überprüfen, ob die Lichtstrahlen von Hintergrundsternen in dem Maße um die Sonne gebogen werden, wie es Einsteins neue Gravitationstheorie vorhersagte. Tatsächlich konnten britische Astronomen diesen Nachweis führen. Der darauf folgende weltumspannende Medienhype machte Einstein quasi über Nacht zum Superstar und ebnete seinen Weg zum Jahrhundertgenie der Physik ...

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  • Literaturhinweise

Bührke, T.: Einsteins Jahrhundertwerk. dtv premium, München 2015

Coles, P.: Einstein, Eddington and the 1919 Eclipse. In: astro-ph/0102462

Dyson, F. W.; Eddington, A. S.; Davidson, C.: A Determination of the Deflection of Light by the Sun’s Gravitational Field, from Observations Made at the Total Eclipse of May 29, 1919. In: Philosophical Transactions of the Royal Society. Series A, 220, S. 291 – 333, 1920

Einstein, A.: Über den Einfluß der Schwerkraft auf die Ausbreitung des Lichtes. In: Annalen der Physik, 340,
S. 898 – 908, 1911

Einstein, A: Lens-Like Action of a Star by the Deviation of Light in the Gravitational Field. In: Science 84, S. 506 – 507, 1936

Will, C.: The 1919 measurement of the deflection of light. In: arXiv:1409.7812

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