Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Geschichte: Der Kinderarzt und die Nazis

Sympathisant, Mitläufer oder Widerständler? Zeitdokumente eröffnen einen neuen Blick auf die Rolle des Heilpädagogen Hans Asperger im nationalsozialistischen Wien.

Der Mediziner Hans Asperger (1906– 1980) gilt als zentrale Figur der österreichischen Heilpädagogik – einer Dis ziplin, die sich der Erziehung und Förderung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten widmet. Nachdem seine Beiträge zur Autismusforschung seit den 1980er Jahren zunehmend international rezipiert wurden, erlangte er allmählich weltweite Bekanntheit. Er beschrieb das nach ihm benannte Asperger-Syndrom, eine milde Ausprägung einer Autismus-Spektrum-Störung.

Asperger leitete ab 1935 die heilpädagogische Abteilung der Wiener Kinderklinik. Nach dem »Anschluss« Österreichs an Deutschland im Jahr 1938 hielt er seine Position, obwohl er der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) nie beitrat. In seinem späteren Leben distanzierte er sich von den Gräueltaten der Nazis. Rückblickend wird Aspergers Handeln zu dieser Zeit heute oft wohlwollend kommentiert. Manche sehen in ihm gar einen Gegner des Regimes, einen Arzt, der sich schützend vor zahlreiche behinderte Kinder stellte und sie vor einem schlimmen Schicksal bewahrte. Ob er sich aber aktiv an der nationalsozialistischen »Kindereuthanasie« beteiligt hat – also der Ermordung von Kindern, deren Existenz die Nazis als »nicht lebenswert« einstuften –, blieb lange unklar.

Meine Forschung offenbart nun neue Facetten ...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Wie wird die Deutsche Bahn wieder zuverlässiger?

Unpünktlich, überlastet, veraltet – die Deutsche Bahn macht keine gute Figur. Woran das liegt und warum nun selbst Tricksereien nicht mehr helfen, erklärt Verkehrswissenschaftler Ullrich Martin. Außerdem in dieser Ausgabe: eine neue Theorie zu Schwarzen Löchern und Therapien gegen Katzencovid.

Spektrum - Die Woche – Wissenschaft im Jahresrückblick

Auswirkungen von Tai-Chi auf das Gehirn, die Wasserkrise im Panamakanal, neue Theorien für die Thermodynamik und ein Kind, das König sein wollte: in dieser Ausgabe haben wir die wichtigsten Wissenschaftsthemen des Jahres 2023 für Sie zusammengestellt.

Spektrum Geschichte – Zwangsgermanisierung

Die Nationalsozialisten verschleppten zehntausende Kinder, um sie als Deutsche aufwachsen zu lassen. Was aus ihnen werden sollte, verraten die Erziehungsideale der Nazis: Ihrer Bedürfnisse entzogen sollten die Kinder willfährig und gehorsam werden. Kinderraub und Erziehung haben bis heute Folgen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen

Quellen

Czech, H.: Hans Asperger, National Socialism and »race hygiene« in Nazi-era Vienna. Molecular Autism 9, 2018

Czech, H.: Der Spiegelgrund-Komplex. Kinderheilkunde, Heilpädagogik, Psychiatrie und Jugendfürsorge im Nationalsozialismus. In: Biewer, G., Proyer, M. (Hg.): Behinderung und Gesellschaft. Ein universitärer Beitrag zum Gedenkjahr 2018. Universität Wien, 2019, S. 85–106

Czech, H.: Entgrenzte Wissenschaft. Forschungspraktiken an der Wiener Medizinischen Fakultät während des National sozialismus. In: Angetter, D. et al. (Hg.): Strukturen und Netzwerke – Medizin in Wien 1848–1955. Wissenschaft, Politik, Ökonomie, Gesellschaft und Kultur im Kontext internationaler Veränderungen. Vandenhoeck & Ruprecht, 2018, S. 631–652

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.