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Paläontologie: Wie die Säugetiere die Welt eroberten

Jahrmillionenlang existierten sie im Schatten der Dinosaurier, bis ein Asteroideneinschlag für eine Zäsur sorgte. Nur wenige jener frühen Säuger überlebten die globale Katastrophe, doch diese nutzten ihre evolutionäre Chance und läuteten ein neues Zeitalter ein.
Spitzmaus - ja, auch sie besitzt Gift

Jedes Frühjahr mache ich mit meinen Studenten eine Exkursion in die Wüste im Nordwesten von New Mexico. Bei unseren Wanderungen durch das pastellfarbene Ödland unweit des Chaco Canyon – wo Pueblo-Indianer vor 1000 Jahren eine große Stadt in den Fels gebaut haben – stolpern wir unweigerlich über Dinosaurierknochen. Massenhaft ist der Boden übersät von zerborstenen Oberschenkeln des Tyrannosaurus rex sowie von Wirbelbruchstücken, die vor etwa 70 Millionen Jahren die langen Hälse der Sauropoden trugen.

Doch sobald wir die Gesteinsschichten querend aufwärtssteigen, verschwinden diese Knochen, und wir stoßen auf andere Fossilien: bezahnte Kiefer. Dabei handelt es sich nicht um die messerscharfen Fänge des T. rex, sondern um Gebilde mit komplexen Höckern und Furchen – Backenzähne von Säugetieren. Bei einer Exkursion 2014 folgte ich ihrer Spur in ein trockenes Bachbett, das die Navajo »Kimbeto« nennen, zu Deutsch »Sperber­quelle«. Plötzlich erklang ein Triumphschrei. Mein Kollege Tom Williamson hatte etwas gefunden: das Skelett eines großen Tiers, das einst etwa 100 Kilogramm gewogen haben muss. Wie uns die Beckenanatomie verriet, hatte es lebende, voll entwickelte Junge zur Welt gebracht. Demnach handelte es sich eindeutig um ein Plazentatier – so wie wir.

Ectoconus, wie der fossile Säuger heißt, war ein Revolutionär. Nur 380 000 Jahre nach einer globalen Katastrophe tauchte er auf. Damals hatte ein Asteroid die Herrschaft der Dinosaurier mit einem Schlag beendet und eine neue Ära eingeläutet …

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Spektrum - Die Woche – Wie Psychopharmaka das Gehirn verändern

Wie wirken Antidepressiva, Neuroleptika und Psychostimulanzien auf das Gehirn? Psychopharmaka bringen schnelle Linderung bei psychischen Störungen, doch die langfristigen Folgen auf unser Denkorgan sind noch nicht ausreichend erforscht. Außerdem: Süßwasser unter dem Meer. Ein Weg aus der Wassernot?

Gehirn&Geist – Altruismus

Helfen Menschen einander, wenn sie sich in Lebensgefahr befinden – oder ist sich jeder selbst der Nächste? Neue Forschungsergebnisse belegen: Ausgerechnet bei tödlicher Gefahr verhalten sich Menschen meistens erstaunlich altruistisch. Außerdem im Heft: Die Schlafforschung interessiert seit Langem, wozu unser Gehirn komplexe Traumwelten erzeugt. Auch im Tierreich suchen sie nach Antworten: unter anderem bei Tintenfischen, Tauben und Spinnen. Bei vielen neuropsychiatrischen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und Huntington leidet der Geruchssinn als Erstes. Weshalb ist das so, und lässt sich das diagnostisch nutzen? Selbstverletzung erfüllte über die Jahrtausende hinweg wahrscheinlich verschiedenste Zwecke, vom Stressabbau bis hin zu religiösen Zwecken. Sexfilme sind online immer, überall und anonym abrufbar. Manche Konsumenten verlieren da die Kontrolle. Wie kann man diesen Süchtigen helfen?

Spektrum der Wissenschaft – Vögel - Gefiederte Vielfalt

Die kognitiven Fähigkeiten von Vögeln erstaunen selbst Fachleute immer wieder. Wie schaffen es Vögel, trotz ihres winzigen Gehirns, Werkzeuge zu benutzen oder sich im Spiegel zu erkennen? Wie kam es zum Gesang der Vögel und was verbirgt sich dahinter? Wie kommt es zu den vielfältigen Farben und Mustern des Federkleids? Studien zur Embryonalentwicklung zeigen, auf welchen theoretischen Grundlagen die Farb- und Formenfülle im Tierreich beruhen. Und die Vorfahren der Vögel, die Dinosaurier, erwiesen sich als fürsorgliche Eltern.

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  • Quellen

Bertrand, O. C. et al.: Brawn before brains in placental mammals after the end-cretaceous extinction. Science 376, 2022

Close, R. A. et al.: Diversity dynamics of phanerozoic terrestrial tetrapods at the local-community scale. Nature Ecology and Evolution 3, 2019

Funston, G. F. et al.: The origin of placental mammal life histories. Nature 610, 2022

Grossnickle, D. M. et al.: Untangling the multiple ecological radiations of early mammals. Trends in Ecology and Evolution 34, 2019

Shelley, S. L. et al.: Quantitative assessment of tarsal morphology illuminates locomotor behaviour in Palaeocene mammals following the end-Cretaceous mass extinction. Proceedings of the Royal Society of London B 288, 2021

Smith, F. A. et al.: The evolution of maximum body size of terrestrial mammals. Science 330, 2010

Wilson Mantilla, G. P. et al.: Earliest Palaeocene purgatoriids and the initial radiation of stem primates. Royal Society Open Science 8, 210050, 2021

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