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Trickbetrügerei im Tierreich: Afrikanische Vögel überlisten ihre Nahrungskonkurrenten mit nachgeahmten Warnrufen

Perfides Täuschungsmanöver: Trauerdrongos setzen gekonnt ihr Imitationstalent ein, um sich der Beute anderer zu bemächtigen. Dazu ahmen sie nicht nur die Gefahrensignale ihrer Artgenossen nach, sondern auch die anderer Tiere.
Trauerdrongo

Südafrikanische Trauerdrongos (Dicurus adsimilis) imitieren meisterhaft die Warnrufe ihrer Artgenossen und anderer Tierarten. Unter Vortäuschung drohender Gefahr schlagen sie Nahrungskonkurrenten mit dem falschen Alarm in die Flucht und sichern sich so ihre Mahlzeit. Jeder, der die Fabel vom Hirtenjungen und dem Wolf kennt, weiß allerdings, dass einmalig Betrogene auf dasselbe Lügenmärchen nicht zweimal reinfallen. Dasselbe Gesetz gilt in der Tierwelt: Falscher Gefahrenalarm wird irgendwann konsequent ignoriert. Nicht jedoch, wenn das professionell umgangen wird: Die Trauerdrongos verfügen nämlich über ein großes Repertoire an Warnrufen, mit dem sie arteigene sowie artfremde Nahrungskonkurrenten erfolgreich an der Nase herumführen.

Tierische Langfinger | Trauerdrongos behelfen sich bei der Nahrungsbeschaffung mit einer klugen List: Sie imitieren die Warnrufe zum Beispiel von Erdmännchen, um die Tiere in die Flucht zu schlagen und ihnen die Nahrung abzunehmen.

Wie Tom Flower von der britischen University of Cambridge mit einem internationalen Team beobachtete, kamen diejenigen Trauerdrongos, die die Warnrufe verschiedener Tierarten nutzten, deutlich schneller an ihr Futter als diejenigen, die nur ein einziges Alarmsignal einsetzten. Zudem gelang es ihnen, ihre Nahrungskonkurrenten gleich mehrmals auszutricksen, was sich zeigte, als die Forscher verschiedene Kombinationen an Warnrufen vom Band vorspielten.

Die Forscher beobachteten das gaunerhafte Verhalten der Trauerdrongos in der südafrikanischen Kalahari-Wüste über einen Zeitraum von fünf Wochen. Hierzu untersuchten sie die 688 Klauversuche von insgesamt 64 Drongos. Diese imitierten originalgetreu die Gefahrenrufe ihrer Artgenossen und anderer Tiere und gaukelten denen damit die Ankunft von Fressfeinden vor. Mit dieser cleveren Täuschungstaktik verscheuchten sie die Nahrungskonkurrenten ohne körperliche Anstrengung und nahmen in aller Seelenruhe ihre dreist erbeutete Mahlzeit ein. Jeder Vogel beherrschte zwischen 9 und 32 verschiedenen Warnlauten. Das Team zeichnete insgesamt 59 unterschiedlich nachgeahmte Alarmrufe und Kombinationen daraus auf, unter anderem die von Elsterdrossling, Rotschulter-Glanzstar und Erdmännchen.

Hörprobe 1: Das Original

Erdmännchen-Warnruf beim Erblicken eines Fressfeindes (Kampfadler)

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Audio-Datei (12.3 KB)

Hörprobe 2: Die Täuschung

Nachgeahmter Erdmännchen-Warnruf eines Trauerdrongos beim Versuch, dem Erdmännchen die Beute zu stehlen

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Audio-Datei (16.4 KB)

Afrikanische Trauerdrongos ernähren sich hauptsächlich von Insekten und kleineren Reptilien. Bei der Nahrungssuche schließen sie sich gerne anderen Vögeln sowie Herden größerer afrikanischer Säugetiere an, um auch hier zu schmarotzen, wenn diese beim Aufstampfen Insekten aus dem Gras aufschrecken. Vermutlich ziehen die Trauerdrongos aus solch betrügerischen Machenschaften zweierlei Nutzen: zum einen reagieren die Zielarten schneller auf arteigene Alarmrufe. Zum anderen umgehen die Vögel den Gewöhnungseffekt.

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