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Artenvielfalt: Bizarres Vampirreh in Afghanistan wiederentdeckt

Afghanistan ist ein von Kriegen schwer getroffenes Land. Doch seine Natur hält Überraschungen bereit.
Verlängerte Eckzähne kennzeichnen die Moschustiere.

Sie sehen aus wie die Kreuzung eines Vampirs mit einem Reh, und ihre Duftdrüsen kosten 45 000 Dollar pro Kilogramm auf dem Schwarzmarkt: Moschushirsche (Moschus) gehören wohl zu den bizarrsten Paarhufern auf der Erde. Der hohe Preis, der für ihre namengebende Moschusdrüse bezahlt wird, sorgt allerdings dafür, dass die Arten der Gattung stark bejagt werden – und entsprechend selten sind. Als besonders bedroht gilt der Kaschmir-Moschushirsch (Moschus cupreus), der im Norden Pakistans, Indiens und Afghanistans beheimatet ist und dort erstmals seit 60 Jahren wieder beobachtet wurde. Damit hat die Art sogar den jahrzehntelangen Bürgerkrieg in dem zentralasiatischen Land überlebt, obwohl während dieser Zeit keine Schutzbemühungen stattfinden konnten und keine Jagdkontrollen möglich waren.

Letztmals wurden die Kaschmir-Moschushirsche 1948 von einem dänischen Team registriert, bevor Peter Zahler von der Wildlife Conservation Society und seine Kollegen einige Tiere in den bewaldeten Bergen von Nuristan ausfindig machten – darunter eine Mutter mit Nachwuchs und einen Bock. Die Tiere lebten auf steilen Bergflanken mit verstreuten Wiesen und dichten Wacholder- und Rhododendrongebüschen. Allerdings konnten die Forscher die Moschushirsche nicht fotografieren, da sie sehr scheu waren und schnell flohen (das Bild zeigt den verwandten Sibirischen Moschushirsch), wie sie nun vermelden. Die Sichtungen liegen jedoch ebenfalls ein paar Jahre zurück, und weitere Nachforschungen fanden seit 2010 nicht mehr durch Zahler und Co statt: Die sich verschlechternde Sicherheitslage in Nuristan macht Arbeiten durch westliche Wissenschaftler unmöglich. Einheimische Kollegen und Bewohner vor Ort führen die Arbeit soweit wie möglich fort. Die Berge Afghanistans entpuppen sich damit ein weiteres Mal als Zufluchtsort seltener Arten, in denen beispielsweise auch Schneeleoparden überlebt haben. Die verlängerten Eckzähne der Moschushirsche werden während der Brunft eingesetzt, wenn die Männchen ihr Revier verteidigen.

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