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Primaten: Die Wiege der Wiege

Rar machen sich bisher die Fossilfunde unserer tierischen Vorfahren. Entsprechend umstritten bleibt, wo der Ursprung der Affen - und damit die Wurzel der Menschheit - zu suchen ist. Ein paar Zähne deuten nun wieder nach Asien.
Phileosimias kamali
Um es gleich vorweg zu nehmen: Die afrikanische Wurzel des Menschen wird schon lange nicht mehr angezweifelt. Doch Lucy und Co hatten schließlich auch ihre Vorfahren, und so streiten sich die Gelehrten, auf welchem Kontinent denn nun der Ursprung der Wiege der Menschheit zu suchen ist.

Fest steht, dass sich irgendwann in der Kreidezeit die Säugetierordnung der Primaten oder Herrentiere etablierte, die sich zu Beginn des Tertiärs in die Feuchtnasen- sowie die große Gruppe der Trockennasenaffen aufspaltete. Hierzu gehören wiederum alle "echten" Affen, die Simiae oder Anthropoidea, worunter auch – der Name deutet es an – der Mensch zählt. Doch wann und wo tauchten die ersten Exemplare dieser Anthropoiden auf?

Fundort in Pakistan | Die bei den Bugti-Hügeln in der pakistanischen Provinz Belutschistan gefundenen Fossilien deuten auf einen asiatischen Ursprung der echten Affen hin.
Lange Zeit favorisierten die Forscher hier – wie für den Ursprung des Menschen – ebenfalls den Schwarzen Kontinent. Dann tauchten im fernen Osten Affenfossilien aus dem Eozän auf, die den Asien-Anhängern der Paläontologenzunft Auftrieb gaben. Allerdings schienen Gattungen wie Eosimias oder Amphipithecus samt ihrer Familien namens Eosimiidae und Amphipithecidae nachkommenlos in ihrer asiatischen Heimat verschwunden zu sein, sodass sie als Vorfahren der Vorfahren der Menschen wohl doch nicht in Frage kommen.

P. kamali und P. brahuiorum | Zähne der neu beschriebenen Arten Phileosimias brahuiorum (D, E, I, J) und P. kamali (alle anderen) aus der Familie der Eosimiidae
Mit ein paar Zähnen aus Pakistan möchten nun die Forscher um Laurent Marivaux von der Universität Montpellier die beiden Familien wieder zum Status potenzieller Affen- und Menschheitsahnen zurückverhelfen. Denn die etwa 30 Millionen Jahre alten Fossilien, aus denen die Forscher gleich drei neue Arten – Bugtipithecus inexpectans aus der Familie der Amphipitheciden sowie Phileosimias kamali und P. brahuiorum aus der Familie der Eosimiiden – kreierten, stammen aus dem frühen Oligozän. Sie sind damit deutlich jünger als die bisher aufgetauchten Familienangehörigen.

Damit zeigen sich die beiden äffischen Familien nicht als schnell abgestorbener Seitenzweig. Im Gegenteil: Marivaux und seine Kollegen sind davon überzeugt, mit den Eosimiiden und Amphipitheciden eine Stammgruppe der Anthropoiden vorweisen zu können. Und so stand die Wiege der Wiege vielleicht doch in Asien.

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