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News: Eine tödliche Ereigniskette

Anderthalb Jahre ist es her, als Hunderte von toten und sterbenden Seelöwen an die Küste der Monterey Bay in Kalifornien gespült wurden. Das Massensterben erregte die Gemüter seinerzeit sehr und warf lautstarke Fragen nach der Ursache auf. 18 Monate später bringen amerikanische Wissenschaftler den Beweis: Die gutmütigen Meeressäuger wurden Opfer eines tödlichen Gifts - produziert von mikroskopischen Algen. Erstmals ist damit ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Algenblüten und sterbenden Mammalia hergestellt.
Biologen wissen schon seit langer Zeit, daß sich Algentoxine in Fischen, die sich von den Algen ernähren, anreichern. Insbesondere während Algenblüten können diese Toxine in hohen Konzentrationen nachgewiesen werden. Die Wissenschaftler vermuteten zudem, daß regelmäßig auftretende Epidemien unter den kalifornischen Seelöwen (Zalophus californianus) und anderen Meeressäugern mit der massenhaften Vermehrung einzelliger Algen einhergehen. Bislang fehlten dafür jedoch eindeutige Beweise, da die Blüten in der Regel nur von sehr kurzer Dauer sind.

Im April 1998 beobachtete der Molekularbiologe Chris Scholin vom Monterey Bay Aquarium Research Institute bei routinemäßigen Analysen von Wasserproben aus der Monterey Bay eine geringfügige Zunahme der Kieselalge Pseudonitzschia australis. Einen Monat später hatte die Zahl drastisch zugenommen. Das Seelöwensterben setzte ein, und Scholins fand im Wasser Domoinsäure – das tödliche Gift der Algen. Nachfolgende Untersuchungen zeigten, daß sich das Toxin im Körper der Sardellen anreichert, die sich von den Algen ernähren. Offensichtlich waren die Seelöwen durch das Algengift gestorben (Nature vom 6. Januar 2000). In den Gehirnen der Tiere entdeckte das Team Läsionen, die eindeutig auf eine Domoinsäure-Vergiftung schließen lassen. In den Mägen fanden sie Sardellen sowie Pseudonitzschia australis. Auch Domoinsäure konnten sie in hohen Konzentrationen nachweisen.

Eindeutige Hinweise also auf eine todbringende Nahrungskette: von den Algen über Sardellen zu den Seelöwen oder anderen Tieren – oder eben zu den Menschen. Die Fachwelt ist von der Wichtigkeit dieser Arbeit überzeugt. Bislang gab es nur vage Hinweise auf eine Verknüpfung – die Ergebnisse aus Kalifornien erhärten den Verdacht.

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