Wissenschaft im Alltag: Elektroden am Hörnerv
Beim Hören bewegt Schall winzige Härchen im Innenohr, die dann den mechanischen Reiz in einen elektrischen übersetzten und an die Verarbeitungszentren des Hörsinns weiterleiten. All das können zunehmend gut auch Cochlea-Implantate übernehmen.
Wussten Sie schon?
Gehörlosen-Verbände weisen darauf hin, dass Erwachsene, die taub geboren worden sind oder vor dem Spracherwerb ertaubten, Lautsprache auch mit einem Cochlea- Implantat nicht mehr erlernen würden. Ihnen ermögliche nur die Gebärdensprache eine der Lautsprache gleichwertige Kommunikation. Gehörlosen muss bei Bedarf ein Dolmetscher für Gebärdensprache zur Verfügung gestellt werden, etwa bei berufl ichen Anlässen oder Behördenbesuchen.
Diese Zahl erscheint im Vergleich zu den 5000 inneren
Haarzellen des gesunden Ohrs wenig, aber mehr Kanäle verbessern
das Sprachverständnis leider kaum. Denn die vergleichsweise
großen Elektroden stimulieren stets mehrere Nervenzellen,
die Aufteilung nach Frequenzen wird dadurch unscharf. Wenn
es gelänge, diese Reizgeber näher an die Zellen heranzubringen,
ließe sich die Wahrnehmung von Tonhöhen sicher verbessern.
Weniger Probleme bereitet die Lautstärke, deren Umfang bei jedem
Patienten individuell angepasst wird. Zwar hat der Hörnerv
mit etwa 10 bis 20 Dezibel (dB) einen kleineren Dynamikbereich
als das gesunde Ohr, das Schalldruckpegel von 0 bis maximal
120 dB registrieren kann. Der Prozessor überträgt dennoch
einen Umfang von 80 dB, indem er das Eingangssignal auf den
Dynamikbereich des Hörnervs komprimiert.
Gehörlosen-Verbände weisen darauf hin, dass Erwachsene, die taub geboren worden sind oder vor dem Spracherwerb ertaubten, Lautsprache auch mit einem Cochlea- Implantat nicht mehr erlernen würden. Ihnen ermögliche nur die Gebärdensprache eine der Lautsprache gleichwertige Kommunikation. Gehörlosen muss bei Bedarf ein Dolmetscher für Gebärdensprache zur Verfügung gestellt werden, etwa bei berufl ichen Anlässen oder Behördenbesuchen.
Je früher einem Patienten nach der Ertaubung ein Implantat eingesetzt wird, desto günstiger ist die Prognose. Selbst taub geborene Kinder haben sehr gute Aussichten, Hören und Sprechen zu lernen, wenn sie das Gerät frühzeitig erhalten. Insbesondere im Alter von ein bis zwei Jahren reift das Gehör, der Spracherwerb entfaltet sich in dieser Zeit besonders stark. Nach der Implantation sind Hörtraining und Sprachtherapie besonders wichtig. Menschen, die jahrelang taub waren, profitieren in der Regel weniger, weil der Hörnerv mit der Zeit degeneriert, wenn er nicht stimuliert wird. Die Mehrheit der Patienten versteht Sprache nach einigen Wochen oder Monaten Training; etwa jeder zweite kommt danach ohne Lippenlesen aus und kann telefonieren.
Einen vollständigen Ersatz für das komplexe biologische System geben Cochlea-Implantate freilich nicht. Sie vermitteln derzeit noch keinen normalen Höreindruck. In Zukunft sollen aber spezielle Algorithmen das Sprachverständnis optimieren und selbst Musikgenuss möglich sein.
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Spektrum der Wissenschaft
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