Direkt zum Inhalt

Ernährungssystem: Großteil der Agrarsubventionen fließt in tierische Lebensmittel

Eier, Käse und Fleisch sind in rauen Mengen nicht nur ungesund, ihre Produktion erzeugt auch mehr Treibhausgase als der Anbau von Gemüse. Die EU setzt die falschen Anreize.
Zwei Reihen von Legehennen in einem Geflügelbetrieb
In der EU ist die Käfighaltung von Hühnern in so genannten Legebatterien zwar bereits seit 2012 verboten. Massentierhaltung wird mit der derzeitigen Förderstruktur der Gemeinsamen Agrarpolitik dennoch unverhältnismäßig stark unterstützt.

Rund 82 Prozent der Agrarsubventionen der Europäischen Union (EU) fließen in die Produktion tierischer Lebensmittel. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die in der Fachzeitschrift »Nature Food« erschienen ist und erstmals die Lebensmittelströme in der EU und deren finanzielle Förderung näher untersucht hat. Dabei stellen tierische Produkte nur etwas mehr als ein Drittel der in der EU verzehrten Kalorien und nur rund zwei Drittel der Proteine. Somit stehe der Nährwert in keinem Verhältnis zu den verursachten Kosten.

Zudem ist ein zu hoher Konsum tierischer Produkte erwiesenermaßen nicht nur schlecht für die Gesundheit, sondern auch für die Umwelt. Das globale Ernährungssystem ist für etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich, beansprucht die Hälfte der bewohnbaren Fläche der Erde und braucht schätzungsweise 80 Prozent des weltweiten Trinkwasserbedarfs.

Für ihre Analyse verknüpfte die niederländische Forschungsgruppe um Anniek Kortleve von der Universität Leiden Angaben aus Datenbanken zur Lebensmittelproduktion mit solchen zur Verteilung von EU-Landwirtschaftssubventionen. Demzufolge gehen 38 Prozent der Agrarsubventionen direkt in die Tierhaltung, während 44 Prozent der Fördergelder über die Futtermittelproduktion indirekt in die Herstellung von Fleisch, Käse und Eiern fließen.

Die Daten, auf die die Studienautoren zurückgreifen, stammen aus dem Zeitraum von 1986 bis 2013. Die jüngsten Zahlen sind also rund zehn Jahre alt. Neuere Angaben seien jedoch nicht verfügbar gewesen, heißt es von Seiten der Forschungsgruppe. Im Jahr 2013 hatte die EU-Kommission 57 Milliarden Euro an die Bauern vergeben, in der aktuellen Förderperiode von 2023 bis 2027 werden jährlich rund 55 Milliarden Euro verteilt.

Die Forschungsgruppe weist im Artikel darauf hin, dass es einen wirtschaftlichen Fehlanreiz darstelle, die Viehzucht über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU-Länder derart unverhältnismäßig zu unterstützen. Es müsse mehr getan werden, um zu einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion überzugehen, auch weil Bauern am Ende selbst von den Folgen des Klimawandels betroffen seien. »Eine pflanzenreichere Ernährung ist dringend erforderlich«, heißt es in der Studie. Dazu könne die GAP beitragen – etwa indem es für Landwirte finanziell attraktiver wird, auf umweltfreundlichere Alternativen zu setzen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.