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Mittelmeer: Auf Mallorca sind erstmals Meeresschildkröten geschlüpft

Weil das Wasser sich durch den Klimawandel erwärmt, kommen Meeresschildkröten inzwischen auch auf die Balearen zur Eiablage. Ein Dutzend Tiere sind seit Sonntagabend geschlüpft.
Die mallorquinischen Schildkröten wurden in eine Naturschutzeinrichtung verbracht.
Die frisch geschlüpften mallorquinischen Schildkröten wurden in eine Naturschutzeinrichtung gebracht, wo sie ein Mitarbeiter unter rotem Licht fotografierte. In freier Natur überleben nur die wenigsten Tiere die ersten Wochen, in der Einrichtung sollen sie nun ein knappes Jahr lang heranwachsen.

Zum ersten Mal seit Menschengedenken sind auf Mallorca Meeresschildkröten geschlüpft. Am vergangenen Sonntag sowie in den Morgenstunden des darauf folgenden Montags arbeiteten sich insgesamt zwölf Jungtiere aus ihrem im Sand vergrabenen Gelege hervor. Das teilte das regionale Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Umwelt mit. Freiwillige, die das Nest rund um die Uhr im Auge behalten hatten, hatten die Behörden alarmiert.

Dass sich an einem der beliebtesten Strände der Inselhauptstadt Palma ein Gelege befand, war bekannt: 61 Tage zuvor, am 7. Juni, wurde das Muttertier dabei beobachtet, wie es seine Eier am Stadtstrand Can Pere Antoni ablegte. Mit Zäunen hatte die balearische Artenschutzbehörde COFIB daraufhin den Ablageplatz geschützt und 46 der frisch gelegten Eier zur Sicherheit in ein Labor transportiert, wo sie jetzt ausgebrütet werden. Allerdings waren es nun die an Ort und Stelle verbliebenen Eier, aus denen die ersten Jungtiere schlüpften. Normalerweise versuchen die kleinen Schildkröten so schnell wie möglich das Meer zu erreichen. In diesem Fall aber hatten sie keine Chance: Sie wurden – ebenfalls zu ihrer eigenen Sicherheit – in eine Einrichtung in Port d'Andratx gebracht. Dort sollen sie für die kommenden zehn bis zwölf Monate aufgepäppelt werden, bis sie stark genug sind, um ins Meer entlassen zu werden. So soll ihre im Allgemeinen sehr geringe Überlebenswahrscheinlichkeit erhöht werden.

Die Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) ist in Spanien als gefährdete Art eingestuft. Üblicherweise leben die Tiere im östlichen Mittelmeer. Steigende Temperaturen im Mittelmeer haben jedoch offenbar dazu geführt, dass sie nun auch dessen westlichen Teil zur Eiablage ansteuern. Demnach habe der Klimawandel den Ausschlag für die Umorientierung der Schildkröten gegeben, sagte die Generaldirektorin des Ministeriums, Anna Torres, laut der Mitteilung. 2019 war erstmals eine Eiablage auf Ibiza verzeichnet worden.

Eine von zwölf | Die Unechte Karettschildkröte ist im Mittelmeer weit verbreitet. Die mediterrane Population wächst und wird von der Weltnaturschutzunion IUCN als »nicht gefährdet« eingestuft – nicht zuletzt dank umfassender Bemühungen um den Erhalt der Art, die außerhalb des Mittelmeers den Status »bedroht« hat. Die Tiere leiden unter Fischfang, Umweltverschmutzung und Bautätigkeit entlang der Küsten.

Insgesamt gibt es in diesem Jahr bereits fünf aktive Nester auf den Balearen – darunter eines am Strand von Cala Millor auf Mallorca und drei an Stränden von Ibiza. Da Schildkröten üblicherweise den Ort, an dem sie selbst geschlüpft sind, zur Eiablage ansteuern, dürfte die Zahl der Gelege in den nächsten Jahren weiter zunehmen.

Die Regierung der balearischen Inseln appellierte nun an die Öffentlichkeit: Für eine erfolgreiche Eiablage sei Ruhe unabdingbar. »Wir bitten alle Bürgerinnen und Bürger dringend um Kooperation, um die Gelege zu schützen und zu erhalten. Die Eiablagesaison ist in vollem Gang, daher sind weitere Versuche sehr wahrscheinlich«, mahnt die Regierung. Wie die »Mallorca Zeitung« berichtet, wurde eine weitere Schildkröte am Strand von Cala Tuent gesichtet. Das Tier habe an dem Steinstrand jedoch keinen geeigneten Ablageort gefunden und sei daraufhin ins Meer zurückgekehrt.

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