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Naturschutz: Olympische Spiele bedrohen Südseeriff

Die Surfwettbewerbe der Olympischen Sommerspiele 2024 sollen auf Tahiti stattfinden. Dafür wollen die Organisatoren mitten in gesunde Korallen bauen.
Ein blaues Graffiti mit dem Slogan "Save the reef" prangt auf einer Wellblechwand auf Tahiti, ein brauner Hund streunt im Vordergrund vorbei
Auch auf Tahiti regt sich Protest dagegen, ein Korallenriff wegen weniger Wettbewerbe zu zerstören.

Regelmäßig stehen Olympische Spiele in der Kritik, weil sie allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz doch Schäden an der Umwelt verursachen – etwa durch neue Skipisten oder Stadien. Davon bleiben auch die Sommerspiele 2024 in Paris nicht verschont, wobei sich der Protest mehrere tausend Kilometer weiter östlich auf Tahiti abspielt: Dort sollen die olympischen Surfwettbewerbe stattfinden, für die die Veranstalter einen Schiedsrichterturm mitten in ein intaktes Korallenriff bauen wollen. Und dieses Vorhaben könnte das lokale Ökosystem empfindlich beschädigen, schreiben John Burns von der University of Hawai’i in Hilo und sein Team. »Wir hoffen, dass das Internationale Olympische Komitee, die zuständigen Politiker und die internationale Gemeinschaft erkennen, wie verheerend diese Schäden nicht nur für den wertvollen Lebensraum der Korallenriffe sind, sondern auch für die lokale Bevölkerung ausfallen, die für ihren Lebensunterhalt und ihr Wohlergehen auf dieses Riff angewiesen ist«, sagt Burns.

Vor Ort existiert bereits ein Beobachtungsturm, den die World Surf League für ihre Wettbewerbe in der für ihre Wellen bekannten Bucht von Teahupo’o nutzt. Den Organisatoren der Sommerspiele reicht diese Anlage nicht aus, stattdessen planen sie einen Turm für 40 Personen mit Toiletten und Klimaanlage, der jedoch mitten im Riff platziert werden muss. Vorbereitung und Bau der Infrastruktur dürfte das Ökosystem jedoch beträchtlich beeinträchtigen, befürchten Kritiker: Korallenstöcke müssen dafür angebohrt oder komplett entfernt werden.

Burns und Co haben deshalb vor Ort und mit Hilfe von 3-D-Fotogrammetrie die drei vorgesehenen Standorte kartiert und anschließend unter Wasser untersucht: Die Fläche von der Größe eines Tennisplatzes beherbergt demnach mindestens 1003 lebende Korallen von insgesamt 20 Arten, die zahlreichen Fischen und anderen Tieren einen Lebensraum bieten. Das Riff sei ein »blühendes« Ökosystem, schreiben die Wissenschaftler. Dazu kommen noch weitere Flächen, die vom Transport des Baumaterials betroffen sein werden: Hier müssen Baggerarbeiten stattfinden, um die nötige Transporttiefe für die Lastenkähne zu schaffen. Dadurch würden weitere 2500 Quadratmeter beeinträchtigt.

Die Schäden am Riff kalkulieren die Forscher auf mindestens 1,3 Millionen US-Dollar, würde das Bauvorhaben so durchgezogen. Intakte Korallenriffe schützen die Küste vor der Brandung, bieten Fischen eine Kinderstube und damit der lokalen Bevölkerung eine Proteinquelle sowie Einnahmen durch Tauchtourismus. Zudem stehen viele Korallenriffe weltweit unter starkem Druck durch Klimawandel, Überdüngung, mechanische Schäden infolge von Schifffahrt oder invasive Arten, was intakte Areale umso wertvoller macht. Angesichts der wenigen olympischen Wettbewerbe vor Tahiti appellieren die Wissenschaftler daher an die Organisatoren, vom Bau des neuen Turms abzusehen und stattdessen den bereits vorhandenen zu nutzen.

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  • Quellen
Remote Sens., 10.3390/rs16050853, 2024

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