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News: Problemzone Antarktis

In der jüngsten Vergangenheit machten immer wieder zerbrechende Eisschelfe in der Antarktis Schlagzeilen. Der Klimawandel wird sichtbar. Auch während der letzten Eiszeit stiegen die Kohlendioxidgehalte in der Atmosphäre. Zwar nicht so heftig wie heute, aber immerhin könnte ein Treibhauseffekt schon vor Tausenden von Jahren ähnliche Auswirkungen gehabt haben.
Szenarien
Vor rund 21 000 Jahren begann das Ende der letzten Eiszeit. In den darauf folgenden 9000 Jahren schmolzen die gigantischen Gletscher und Kilometer mächtigen Eismassen, die in Deutschland von Norden her bis an den Rand der Mittelgebirge reichten. Rund acht Millimeter pro Jahr waren seinerzeit die Meeresspiegel im Durchschnitt angestiegen. Doch vor 14 200 Jahren geschah etwas, das die Meere plötzlich einige Jahrhunderte lang sehr viel schneller füllte.

Innerhalb von nur 500 Jahren waren die Ozeane um mehr als 20 Meter angestiegen. In dieser Zeit hoben sich die Meere in einem Jahr so stark, wie zuvor in 100 Jahren. Wie dies geschehen konnte, war seit der Entdeckung dieses globalen meltwater pulse 1A vollkommen unklar. Die meisten Forscher hatten den riesigen Eispanzer Nordamerikas in Verdacht, andere vermuteten, dass der Eisschild Nordeuropas in dieser Zeit ungewöhnlich rasch geschmolzen waren.

Doch für keines dieser Szenarien ließen sich überregionale Beweise finden. Zu den wichtigsten Fingerabdrücken gehören dabei die Verteilung der schweren und leichten Sauerstoffisotope, die Salzgehalte der Meere sowie die Höhenniveaus fossiler Küstenlinien, wie er beispielsweise in alten Korallenriffen dokumentiert ist.

So sind sich Peter Clark von der Oregon State University in Corvallis und seine Mitarbeiter sicher, dass das rasche Abschmelzen des nordamerikanischen Eisschildes in der Region um Barbados einen Meeresspiegelanstieg um 25 Meter bewirkt hätte, im Umfeld der Sundainseln hingegen um 38 Meter. Doch stieg das Wasser hier nachweislich ebenfalls um nur 25 Meter. Somit müsse dieses Szenario als alleinige Ursache schlichtweg falsch sein. Ähnlich verhielt es sich mit den nordeuropäischen Eismassen. Auch in diesem Fall passen die Folgen nicht mit den fossilen Daten zusammen.

Ganz anders verhielt es sich jedoch, als die Forscher das Abschmelzen der antarktischen Eismassen simulierten. In diesem Fall deckten sich die Ergebnisse am besten mit der Verteilung der globalen Meeresspiegelhöhen in jener Zeit. Somit musste in der Antarktis irgendetwas geschehen sein, was das Abschmelzen der Eisschilde hier im Vergleich zu dem der anderen rapide beschleunigte.

Was die genaue Ursache war, das können die Forscher nur vermuten. Denn vor dem Ereignis waren die Kohlendioxidgehalte in der Atmosphäre um rund 50 parts per million angestiegen. Und womöglich reagieren die Eismassen der Antarktis besonders sensibel auf den durch Kohlendioxid verursachten Treibhauseffekt. Erst in diesen Wochen macht ja der Zerfall verschiedener Eisschelfe in der Antarktis von sich reden. Sicher ist ein Vergleich mit der Situation am Ende der vergangenen Eiszeit wagemutig. Und dennoch: Auch in den vergangenen 150 Jahren seit der Industrialisierung sind die Kohlendioxidgehalte deutlich angestiegen - und zwar um ganze 85 parts per million.

Mit dem Wegbrechen der antarktischen Schelfe können die Gletscher aus dem Inneren des Kontinents viel schneller ins Meer strömen und dort schmelzen. Allein die westantarktischen Eismassen ließen die Meeresspiegel Berechnungen der Forscher zufolge um beinahe sieben Meter ansteigen. Sollte der größere, aber auch stabilere Eispanzer im Osten der Antarktis schmelzen, stiegen die Pegel sogar um bis zu 70 Meter an.

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