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Rückkehr der Wale: Großes Stelldichein von Finnwalen beobachtet

Antarktische Finnwale galten über Jahrzehnte als vom Aussterben bedroht. Doch wer dem Krill folgt, findet auch die Riesen - in so großer Zahl wie lange nicht mehr.
Finnwale beim Fressen
Erstmals seit Langem beobachtete man wieder eine große Zahl an Finnwalen beim gemeinsamen Fressen in der Antarktis.

»Ich habe noch nie so viele Wale an einem Ort gesehen und war total fasziniert davon, diese riesigen Gruppen beim Fressen zu beobachten«, sagt Bettina Meyer, Biologin am Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Bis zu 70 Finnwale sah die Forscherin mit ihrem Team gleichzeitig bei der Jagd auf Krill rund um die Elefanteninsel im antarktischen Weddellmeer: eine der größten Ansammlungen der nach dem Blauwal zweitgrößten Meeressäugerart der Erde, wie das Team in »Scientific Reports« berichtet. Eine Nachfolgeexpedition zählte an diesem Ort sogar bis zu 150 der Großwale bei Nahrungsaufnahme.

Ursprünglich wollte die Arbeitsgruppe untersuchen, wie sich der Klimawandel auf den Antarktischen Krill auswirkt. Die kleinen Krebse stehen ziemlich weit unten in der Nahrungskette; ihre Massenvorkommen aber ernähren Großwale wie Robben oder Seevögel. Wenn ihre Zahl durch die Erwärmung oder Fang schrumpft, wirkt sich das negativ für viele andere Arten aus.

Daneben zählten die Beteiligten aber auch bei ihren Helikopterflügen die vor Ort lebenden Großwale. Insgesamt sichteten sie dabei 100 Finnwale, meist in kleineren Gruppen von bis zu vier Tieren. Doch bei zwei Gelegenheiten nahe der Elefanteninseln beobachteten sie große Ansammlungen der Tiere mit 50 und 70 Individuen. Für Meyer und Co ein Zeichen, dass sich die Bestände der Finnwale seit dem Jagdstopp 1976 endlich erholen. »Auch wenn wir die Gesamtzahl der Finnwale in der Antarktis mangels synchroner Beobachtungen nicht kennen, könnte es ein gutes Zeichen sein, dass sich die Finnwalpopulation erholt«, sagt die Biologin.

Walblas am Horizont | Wenn dutzende Großwale ausatmen, sieht man das schon von Weitem.

Die Wale fressen den Krill aber nicht nur, sie nutzen ihm und dem gesamten Ökosystem: Der Kot der Wale düngt den Ozean, denn die darin enthaltenen Nährstoffe wie das in antarktischen Gewässern kaum vorhandene Eisen sind für das Wachstum des Phytoplanktons lebensnotwendig. Phytoplankton wiederum bildet die Nahrung für Krill. »Wenn die Walpopulation größer wird, recyceln die Tiere mehr Nährstoffe und in der Folge kann der Südliche Ozean produktiver werden. So können mehr Algen wachsen, die ihrerseits über die Fotosynthese Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen und dadurch den CO2-Gehalt in der Atmosphäre senken«, sagt Meyer.

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