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Atmosphäre: Trotz Rekordloch: Anzeichen für Erholung der Ozonschicht

Ozonloch-Vorhersage für September
Dieses Jahr droht eventuell ein neues Rekord-Ozonloch am Südpol, denn es ist bereits jetzt zehn Millionen Quadratkilometer groß und wächst noch bis in den September weiter. Im langjährigen Trend scheinen sich jedoch die jährlichen Verluste in der Ozonschicht der Erde leicht abzuschwächen. In einigen Abschnitten der Atmosphäre kommt es sogar wieder zu kleinen Zuwächsen des Ozongehalts.

Ozongehalt über Europa | Die Ozonschicht – wie hier über Europa zwischen dem vierzigsten und fünfzigsten Breitengrad – scheint sich wieder leicht zu erholen, denn seit Beginn der 1990er Jahre nimmt der Gesamtgehalt des Ozons in der Atmopshäre im Trend leicht zu. Deutlich zu erkennen ist allerdings auch der starke Rückgang ab etwa 1980, der durch Ozon zerstörende FCKW ausgelöst wurde.
Letzteres ist der Tenor einer mehrjährigen Studie von Wissenschaftlern um Betsy Weatherhead von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) der USA. Die Forscher haben dazu einen Blick auf die Daten von Satelliten und Bodenmessstationen aus der ganzen Welt geworfen und daraus jeweils den Gesamtgehalt des Ozons in der Atmosphäre berechnet: Nachdem seit Jahrzehnten verschiedenste Schadstoffe – allen voran die als Kühl- und Treibmittel eingesetzten FCKW – die Ozonschicht alljährlich soweit ausdünnen, dass über Arktis und Antarktis bereits von Löchern gesprochen wird, konnten Weatherhead und ihre Kollegen zwischen 1996 und 2002 eine Abschwächung dieses Trends beobachten.

Im Extremfall fehlen an den Polen allerdings immer noch bis zu vierzig Prozent des normalerweise vorhandenen Ozons. Und auch in den mittleren Breiten der Nord- und Südhalbkugel kann dieser Schutz vor gefährlicher UV-Strahlung um zehn Prozent geschwächt sein. Aktuell beweisen dies wieder Satellitenmessungen der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) vom Südpol, die zu einem noch relativ frühen Zeitpunkt ein dort stetig wachsendes Ozonloch belegen. Noch vor der dem absoluten Tiefpunkt im September hat es bereits die Größe Europas erreicht, und nur 1996 sowie 2000 war es zu diesem Zeitpunkt mächtiger.

Die verringerten Abbauraten der dreiatomigen Sauerstoffverbindung zeigen jedoch, dass die im so genannten Montreal-Abkommen von 1987 getroffenen Maßnahmen zur Reduzierung und Vermeidung von Ozon zerstörenden Chemikalien langsam erste positive Auswirkungen haben. Dennoch dauert es nach Ansicht von Sherwood Rowland von der Universität von Kalifornien in Irvine – er gewann zusammen mit anderen für seine Erkenntnisse zu FCKW den Nobelpreis für Chemie – wohl noch weitere vierzig Jahre bis zu einer weit gehenden Erholung der Ozonschicht, da die einst freigesetzten schädlichen Chlorverbindungen sehr langlebig sind. Zudem könnte zukünftig der Klimawandel über erhöhte Methan- und Wasserdampfgehalte sowie Lufttemperaturen in der Atmosphäre eine vollständige Genesung der dünnen Schutzhülle verhindern.

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