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Mikrobiologie: Unerforschtes Leben im menschlichen Darm

Mikrobiologen um Paul Eckburg von der Universität Stanford haben die Mikroflora im Darm von drei Personen analysiert und berichten von unerwarteter Vielfalt: Sie wiesen Spuren von etwa 400 verschiedenen Bakterienspezies nach, wovon fast zwei Drittel noch unbekannt sind. Von genaueren Kenntnissen über die individuelle Bandbreite des Mikrobenökosystems im Menschen versprechen sich Mikrobiologen und Mediziner in Zukunft patientengerechtere Behandlungen.

Der menschliche Körper beherbergt gut zehnmal mehr bakterielle als humane Zellen. Wie sich nun zeigt, ist nicht nur die Masse, sondern auch die Vielfalt enorm. Aus isolierten DNA-Abschnitten, die bei allen Bakterien vorkommen, zwischen den Arten aber leicht variieren, schlossen die Forscher auf 244 noch unbeschriebene Mikrobenspezies. Von Person zu Person unterschied sich die Bakterienflora erheblich voneinander [1].

Über die Wechselwirkungen, die zwischen dem menschlichen Körper und seinen mikrobiellen Bewohnern bestehen, ist noch recht wenig bekannt. Mikrobiologen schreiben den Bakterien große Bedeutung für die Abwehr von Infektionen, die Vereitelung von Verletzungen des Darmepithels oder die Verwertung von Nährstoffen zu. Der Zustand der Darmflora hat einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit des Menschen.

Analog zur Bedeutung der Genomik für eine individualisierte Medizin fasst Jeremy Nicholson vom Imperial College in London die Möglichkeit ins Auge, durch Kenntnis der Mikroflora eines Individuums, persönlicher zugeschnittene Therapien zu entwickeln [2]. Die Zusammensetzung der bakteriellen Bewohner eines Menschen hängt empfindlich von dessen Ernährungsweise und Gesundheitszustand ab. An der Stanford-Universität läuft gerade eine Langzeitstudie an, die den Einfluss von Antibiotikaeinnahme auf das Ökosystem im Darm klären soll.

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